Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Am Walde 6
Adresse Am Walde 6
Stadtbezirk Elberfeld
Denkmalnummer 4238
Eintragungsdatum 06.01.2015
Schutzumfang Das Baudenkmal umfasst das Wohnhaus und die umgebende Gartenanlage als unmittelbaren Wirkungsraum und Distanzraum. Schwimmbad und die separate Doppelgarage sind nicht Teil des Denkmals.
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das Wohnhaus ist bedeutend für die Geschichte der Stadt Wuppertal, sowie die Architekturgeschichte und die Städtebau- und Siedlungsgeschichte. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, insbesondere orts-und sozialgeschichtlichen, architekturgeschichtlichen, künstlerischen sowie städtebaulich-siedlungsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Begründung des Denkmalwertes Bedeutung für die Geschichte der Stadt Wuppertal, insbesondere auch die Sozialgeschichte Das Objekt ist das Wohnhaus einer Werkzeugfirmenfamilie. An der Anlage aus Wohnhaus und umgebendem Garten sind exemplarisch die Wohn- und Lebensvorstellungen des gehobenen Mittelstands zur sich ankündigen Wirtschaftswunderzeit Mitte der 1950er Jahre ablesbar. Wohnhaus und Garten sind nicht nur zur Repräsentation angelegt, sondern dienen - zweckmäßig und wirtschaftlich sparsam - auch und im Laufe der folgenden Jahrzehnte zunehmend als introvertierter Lebensraum für eine - dem Raumprogramm zufolge - vierköpfige Familie mit Hausmädchen. Die Erweiterung des Grundstücks ging einher mit dem Bau des Schwimmbades in den 1970er Jahren und ergänzt eine Lebenskonzeption von Individualität und Unabhängigkeit auf hohem Niveau nach zeitgebundenen modernen Vorbildern und gesellschaftlichen Leitbildern. So zählt das Objekt zu den Wohnhäusern des gehobenen Wohnstandards aus der Nachkriegszeit mit eigens geschaffener Konzeption ohne Anknüpfen an traditionelle Vorbilder. In unmittelbarer Nachbarschaft, Am Freudenberg 75, liegt Haus Pescher, das in den Jahren 1965-69 durch den Architekten Richard Neutra errichtet wurde. Das hier begutachtete, um 10 Jahre früher entstandene Wohnhaus ähnelt in der Beziehung Architektur-Landschaft und in der Materialität diesem Bau, folgt jedoch einer anderen Architekturauffassung und Formsprache. Da diese historischen Aspekte in Wuppertal nicht abschließend erforscht sind und da das Objekt auch in einer Reihe von Wohnhäusern / Villen von Wuppertaler Unternehmer-/ Firmenfamilien steht, ist das Objekt Am Walde 6 ein wichtiges gebautes Dokument für die Geschichte von Wuppertal. Im weiträumig kulturlandschaftlich-städtebaulichen Zusammenhang zählt das Objekt zu den im Entwurf architektonisch eigenwilligen und anspruchsvollen Wohnhaus -Solitären auf den zunehmend erschlossenen Höhen am Rand von Wuppertal, außerhalb der verdichteten städtischen Entwicklung im Tal und abseits der Industriestandorte. Während im ausgehenden 19. Jahrhundert Firmenbesitzer unmittelbar neben dem Werk ihren Wohnsitz errichteten, rückte in den 1950er Jahren die Privatheit stärker in den Vordergrund, auch wurde eine räumliche Trennung von Wohn- und Arbeitsort durch bessere Verkehrsmittel und zunehmend ausgebaute Verkehrswege zeitlich verkürzt. Das Objekt ist im Zusammenhang mit der Werk- und Fabrikgeschichte, die das Wuppertal prägt, von hohem Aussagewert für die Ortsentwicklung und damit von großer ortsgeschichtlicher und sozialgeschichtlicher Bedeutung. Es ist als bauliches Zeugnis der gehobenen Wohnkultur im Wuppertal der Nachkriegszeit von Bedeutung für die Geschichte der Nachkriegszeit und für die Geschichte der Stadt Wuppertal. Bedeutung für die Architekturgeschichte: Der architektonische Entwurf Das Objekt ist ein Beispiel der organischen Architektur mit enger Verbindung zwischen Bauwerk und Natur / umgebendem Garten. Der Bau setzt sich konstruktiv aus rechtwinkligen und gerundet gemauerten Scheiben (Außen- und Innenwände) und der Dachfläche zusammen. Diese Scheibenbauweise ermöglicht die Öffnung des Körpers mit nahezu raumhohen Glasflächen und verleiht dem Bau auf den spielerisch gerundeten Seiten nach Süden und Westen einen transparenten und offenen Eindruck und Leichtigkeit. Die individuellen Raumfunktionen und Funktionsabläufe, der topographische Ort und das bewusste Wechselspiel zwischen außen und innen bestimmen Zuschnitt und Gestalt der einzelnen Räume unter Nutzung sowohl geometrischer als auch biomorpher Formen mit starker plastischer Wirkung des Baukörpers insgesamt. Blick- und Raumbezüge sind sowohl im Inneren als auch nach außen spannungs- und abwechslungsreich arrangiert. Das Wohnhaus richtet sich in Lage, Entwurf und Raumfolge nach dem Sonnenlauf. Optische Bezüge verankern den Baukörper und die einzelnen Räume mit den Außenanlagen (Terrasse, Rasenfläche). Von außen, aus dem Garten heraus betrachtet, steht das Objekt mitten im Grundstück als skulpturaler Körper. Zusammen mit "Haus Waldfrieden", Hirschstraße 12, stellt das durch den Architekten Peter Abelen entworfene Wohnhaus eine aussagekräftige Ergänzung des Gebäudetypus der organischen Architektursprache dar. Die künstlerische Bedeutung Bei dem Objekt handelt es sich um eines der wenigen bekannten gebauten von Peter Abelen entworfenen Gebäude. Peter Abelen (1884-1962) war vielseitig künstlerisch begabt und zählt zu den avantgardistischen Kölner Künstlern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In der Zeit um 1920 gehörte er zu den Kölner Progressiven und wird auch der Künstlergruppe der Kalltalgemeinschaft im Junkerhaus in Simonskall (1919-1921) zugeordnet. Ein freundschaftliches Verhältnis verband ihn mit August Sander; so sind 2 Fotografien von August Sander bekannt, die Helene Abelen und Helene Abelen mit Tochter Josepha zeigen. In den 1950er Jahren arbeitete Peter Abelen auch als Architekt. Das Gebäude in Wuppertal ist eines der wenigen gebauten und erhaltenen Beispiele für das architektonische Schaffen innerhalb des Werks eines bekannten Künstlers, dessen Werk bisher nicht umfassend erforscht ist. Anhand des Objektes kann die Entwicklung von Peter Abelen als Architekt und sein Werk weiter erforscht werden, insbesondere kann den Querbezügen zwischen seinem malerisch/künstlerischen und seinem handwerklich/architektonischen Werk vertieft nachgegangen werden. Dieser architekturhistorische und kunsthistorische Aussagewert begründet die Erhaltung und Nutzung des Objektes als historisch wertvolles bauliches Zeugnis. Bedeutung für die Städtebau- und Siedlungsgeschichte Das Objekt ist auf dem großzügig bemessenen Grundstück in der Hanglage oberhalb des dicht bebauten Wuppertales und außerhalb der engen Ortskerne ein typisches Beispiel für ein nach dem Zweiten Weltkrieg errichtetes Haus mit gehobenem Wohnanspruch. Als ein in der Konzeption ungewöhnliches, jedoch im Raumanspruch aus heutiger Sicht bescheidenes und in der Ausführung sparsames Einfamilienwohnhaus drückt das Objekt exemplarisch die die Nachkriegszeit bestimmenden Bedingungen und das charakteristische Lebensgefühl aus, - als ein Solitär in freier Lage, der sich nach außen schlicht zeigt und zum Garten geöffnet ist. Nach und nach wuchs das Objekt stärker ein. Nach außen anfangs kaum, später gar nicht einsehbar steht es heute für eine eher introvertierte Haltung ohne nach außen getragenen repräsentativen Anspruch. Größe und Lage des Grundstückes, sowie die umrahmende Einfassung durch die Vegetation sorgen für einen Schutz- und Distanzraum. Diese Faktoren und die Hanglage erlauben freie Ausblicke auf die umgebende Landschaft, und wenig Einblick in Grundstück und Wohnhaus. Das Objekt ist Teil eines nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Wohngebietes "Am Walde". Es ist bedeutend für die Wuppertaler Stadtentwicklung der Nachkriegszeit als ein gebautes Zeugnis der städtebaulichen Entwicklung und der Siedlungsgeschichte von Wuppertal. Das Objekt vermittelt in seiner Bausubstanz die Bedeutungsaspekte sehr anschaulich, so dass an der Erhaltung und Nutzung des Objektes gemäß § 2 (1) DSchG aus wissenschaftlichen, insbesondere orts-, architektur-, städtebaulich-siedlungsgeschichtlichen und künstlerischen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.