Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Villa Pescher/ Neutra-Villa
Adresse Am Freudenberg 75
Stadtbezirk Elberfeld
Denkmalnummer 1925
Eintragungsdatum 16.01.2001
Schutzumfang gesamtes Gebäude sowie das dazugehörige
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Haus Pescher in Wuppertal-Elberfeld, Am Freudenberg 75, stellt eines der seltenen vom Architekten Richard J. Neutra in Europa ausgeführten Werke dar. Es ist 1965 - 1969 auf Bestreben der architekturinteressierten Gattin des Unternehmers Günter Pescher auf den Südhöhen Elberfelds errichtet worden. Der lang gestreckte Baukörper, der - dem Wunsch der Bauherrschaft entsprechend - den nördlichen Teil des Baugrundstückes einnimmt - ist über rechteckigem Grundriss errichtet. Mit übergreifenden, weit vorstehenden Flachdächern (vor allem an der Süd- und Westseite sowie über dem Eingang) betont Richard Neutra den horizontal lagernden Gestaltungscharakter des Gebäudes und ästhetisiert den Außenbau durch bewusste Einbeziehung der durch Tages- und Jahreszeiten hindurch stetig wechselnden Schattenstände, die infolge der weit vorkragenden Flachdächer entstehen. Während die Südseite des Gebäudes sich großflächig zum Garten hin öffnet, ist die Nordseite weitgehend massiv ausgeführt. Hier liegt etwa mittig der um einige Stufen erhöhte Haupteingang, der in die Hausdiele führt. ... Das Einfamilienhaus Am Freudenberg 75 ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Stadt Wuppertal, da es eine bestimmte historische Entwicklung der Nachkriegsarchitektur dokumentiert und ein herausragendes Beispiel für den Bautypus Bungalow in den 1960er Jahren darstellt. Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes liegen wissenschaftliche, insbesondere architektur- und ortshistorische sowie künstlerische Gründe vor. Haus Pescher stellt ein qualitätvolles, bis ins Details nahezu unverändert erhaltenes Beispiel für den Bungalow-Bau dar, ein Bautypus, den insbesondere Richard Neutra durch seine Häuser weltweit geprägt hat. In Deutschland hat der Architektur nur drei Einfamilienhäuser geschaffen: Ab 1963 in Königstein (Taunus) das Wohnhaus des Frankfurter Germanistikprofessors Rang und ab 1965 in Wuppertal Haus Pescher und zeitgleich mit diesem das wesentlich großzügiger gestaltete, zweigeschossige Haus des Industriellen Dr. Kemper in Ronsdorf, das leider bereits zahlreiche Veränderungen aufweist. Aufgrund des Seltenheitswertes der Architektur, die ein international geschätzter Baumeister wie Neutra mit Haus Pescher geschaffen hat und der hohen Authentizität des Erhaltungszustandes kommt dem Bungalow-Bau eine Sonderstellung innerhalb der modernen Architektur in Wuppertal und eine überregionale kulturhistorische Bedeutung zu. Richard J. Neutra, 1892 in Wien geboren, 1970 in Wuppertal gestorben, der durch Adolf Loos bereits 1910 die Baukunst F.L. Wrights kennen lernte, wanderte 1923 in die USA aus, wo er bald mit dem 1927 - 1929 realisierten Wohnhaus für einen alternativen und fortschrittlichen Arzt, dem Lovell Health in Los Angeles, große Anerkennung der internationalen Fachwelt errang. Den Höhepunkt seines Schaffens bildeten die Nachkriegsjahre mit einer Reihe von Villenbauten, die meisten davon in Kalifornien, bei deren Konzeption Neutra in überraschender Weise Themen des International Style neu formulierte. Dabei setzte sich der Architekt immer wieder mit den geografischen, klimatischen und biologischen Gegebenheiten des Baugrundes auseinander, wofür auch die Architektur von Haus Pescher Zeugnis ablegt. Dass der Bungalow-Typus, den Neutra mit seinen beiden Einfamilienhäusern in Wuppertal eingeführt hat, in dieser konsequenten Form kaum Nachfolger gefunden hat - in geistiger Verwandtschaft zu den Neutra-Bauten steht in Wuppertal etwa das Haus Dr. Peddinghaus von Erich Schneider-Wesseling, das dieser 1969 auf den Südhöhen Barmens errichtete - mag auch an den klimatischen Verhältnissen der Region gelegen haben, die eine großzügige Öffnung der Architektur zur diese umgebenden Natur nicht begünstigten. Die Bungalows der 1960er und 1970er Jahre folgen in der Regel dem traditionellen Prinzip der Fassadengliederung und einer geschlossenen Raumgestaltung. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Gebäude Am Freudenberg 75 sowie das dazugehörige Gartengrundstück ein Denkmal im Sinne des § 2 DSchG NRW darstellt. (Haltaufderheide)