Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Briller Straße 2 - Villa Frowein - ehem. Bergische Musikschule
Adresse Briller Str. 2
Stadtbezirk Elberfeld
Denkmalnummer 1102
Eintragungsdatum 05.08.1987
Schutzumfang gesamtes Gebäude
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das Objekt Briller Straße 2 ist die ehemalige zweigeschossige Villa, die 1871 für den Kgl. Preußischen Kommerzienrat Rudolf Frowein und seine Ehefrau Elisabeth, geb. de Weerth, von einem Berliner Architekten, französischer Herkunft in spätklassizistischen Stilformen erbaut wurde. Das Gebäude ist ausgestattet mit Sandseinquadern im Sockelgeschoss und gegliederten Sandsteinfassaden mit durchlaufenden Brüstungsgesimsen in den Geschossen, Fenstergewänden mit zum Teil Sturzgesimsen und Balusterbrüstungen im Erdgeschoss, einfacher zugeschnitten im Obergeschoss, mit Mittel- und Endrisaliten an allen vier Fassaden, drei mit krönenden Flachgiebeln und figürlichem Schmuck im Tympanon, ohne jedoch die ursprünglichen Mittel- und Eckakroterien. Der Haupteingang an der Briller Straße liegt in der Achse des durch Pfeilervorlagen seitlich begrenzten Mittelrisalits zwischen Pfeilern, die ursprünglich, wie noch im Obergeschoss, aus Säulen bestanden und 1951 bei der Verbreiterung der Briller Straße entfernt wurden zusammen mit der ehemaligen Auffahrtstrampe für Kutschen mit Kopfsteinpflaster (einzig in Elberfeld), wodurch die ehedem imposantere Straßenfassade in ihren Maßverhältnissen negativ verändert wurde. Zu dem Gebäude gehört die historische Innenausstattung mit Quaderputz an den Wänden der Einganshalle in Form eines Atriums mit Pfeilervorlagen, kannelierten Pfeilern und Säulen mit Gebälk und Kassettendecken in klassizistischen Stilformen der ionischen Ordnung mit seitlichem offenem Treppenhaus, weißer Marmortreppe, Gussgitter-Treppengeländer mit hölzernem Handlauf und Keramik-Fußboden. Über die Treppenanlage gelangt man in das Vestibül im Obergeschoss mit einer Oberlichtöffnung wie auch über dem Treppenhaus. Das Vestibül beherrscht eine kannelierte Säule auf einem Postament mit Kompositkapitell, auf der ein Unterzug ruht mit Konsolen zum Tragen der Voutendecke. Die Wände sind linsenartig untergliedert in rechteckige Wand- und Sockelflächen. Der Fußboden besteht aus Parkett. Von der Eingangshalle aus gelangt man in die repräsentativen Innenräume mit allgemeiner originaler Innenausstattung, wie Türen, Fenster mit einklappbaren Läden in die vertieften inneren Fensterlaibungen, äußeren Fensterrollladen und den Parkettfußböden in jeweils anderer Kombination. Besonders hervorzuheben ist die künstlerisch hervorragend gestalteten Stuckdecken in den nord-östlichen Räumen des Erdgeschosses mit ornamentierten Rundbogenriesen und Stichkappen, der Stuckdecke in gotisierendem Dekor mit Gebälk und Vouten, der Stuckdecke im Nebenraum mit vierteiliger Rosette, der Kassettendecke mit dekorierten Deckenrippen, aufliegend auf dekorierten Wandkonsolen des Gebälks mit Eierstab- und Mäanderdekor, mit beiderseits des offenen, marmorverkleideten Kamins stehenden kannelierten Säulen mit unterem dekorierten Säulenschaft auf quadratischer Basis und ionischem Kapitell mit dem Raum entsprechendem Gebälk und dem Gegenstück auf der gegenüberliegenden Wand (ohne Kamin). Die Wandfelder zwischen den Säulen waren ursprünglich mit Spiegeln ausgestattet. Die Stuckdecken im Obergeschoss sind allgemein einfacher gehalten bis auf den westlichen Eckraum mit einer, die ganze Decke überziehender Pflanzenrosette. Die Rohrstutzen der ehemaligen Gasbeleuchtung sind teilweise in den Rosetten erhalten. Das Gebäude ist einem flachen Walmdach überdeckt, das ursprünglich im höheren Bereich mit einem schmiedeeisernem Brüstungsgeländer umfriedet war und der Sicherheit beim Reinigen der äußeren Oberlichter diente, über dem Treppenhaus, dem Vestibül und der zentralen Belichtung der Dachgeschossräume. Ferner ist das Gebäude an der Ostecke mit einer Terrasse ausgestattet, die ursprünglich mit einer verglasten Stahlkonstruktion teilüberdacht war. Die Villa wurde 1928 an die Stadt verkauft, die darin bis 1933 die "Städtischen Naturwissenschaftlichen Sammlungen" unterbrachte, gefolgt von der Kreisleitung der NSDAP, der die "Brücke", ein Kommunikationszentrum zur Britischen Besatzungsmacht, gemeinsam mit dem Vorläufer der Volkshochschule "Der Bund" und dem Studentenwohnheim von 1945 bis 1951 folgten. Die Villa mit ihrer historischen Innenausstattung und Farbgebung gehört zu den hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet anspruchsvoller Privatarchitektur aus der Gründerzeit. Die Villa ist herausragender, unverzichtbarer Bestandteil der historischen Bausubstanz am Rande des Briller Viertels und somit ein Zeugnis für die Geschichte und Baukunst Elberfelds. Erhaltung und Nutzung liegen deshalb gemäß § 2 (1) DSchG aus städtebaulichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und stadthistorischen Gründen im öffentlichen Interesse. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäude einschließlich der historischen Innenausstattung. (Remus)