Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Glanzstoff-Gebäude - Parkhaus
Adresse Kasinostr. 28
Stadtbezirk Elberfeld
Denkmalnummer 4169
Eintragungsdatum 30.03.2001
Schutzumfang gesamtes Gebäude
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das o.g. Objekt erfüllt die gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen zur Begründung des Denkmalwertes. Die Bauarbeiten an der 5-geschossigen Stockwerksgarage, die auf dem Gelände der ehemaligen Elberfelder Reithalle an der Kasinostraße errichtet wurde, sind 1957 abgeschlossen worden. Auftraggeber der Vollendungsarbeiten war die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG, für deren firmeneigene Pkws das Parkhaus ursprünglich - in günstiger Lage schräg gegenüber dem Verwaltungsgebäude des Unternehmens in der Kasinostraße 19-23 - zur Verfügung stehen sollte. Bereits 1953 war im Auftrag der Firma Auto Hengst und nach Plänen des Architekten Wolfgang Rathke, Wuppertal, mit dem Bau des Parkhauses begonnen worden, für dessen erssten Bauabschnitt bis zum Erdgeschoss das Bauordnungsamt bereits am 10.02.1954 eine Teil-Gebrauchsabnahmebescheinigung ausstellte. Veränderungen gegenüber dem von Rathke geplanten Baukörper wurden nur in geringem Maße im Erdgeschoss und vor allem bei der Fassadengestaltung vorgenommen: Die im Erdgeschoss geplante Tankstellenanlage und Wagenpflege wurde nicht realisiert, ebenso nicht die Vorhangfassade aus Glas, der schon im Planungsstadium in der Tagespresse mit der Stilisierung des Objektes zum "Glashaus" ein besonderes Interesse galt. Die Fassade des in die Zeilenbebauung der Kasinostraße integrierten 5-geschossigen und flach gedeckten Stahlbetonskelettbaus wird in den 4 Obergeschossen durch ein regelmäßiges Fensterraster gegliedert, das vor die Stützen des Stahlbeton-Baukörpers gesetzt ist. Dem Stahlbetonskelett vorgeblendete Mauerstreifen aus gelbem Backstein verleihen dem Baukörper einen Außenrahmen und setzen ihn von Nachbargebäuden ab. Das symmetriscsh gegliederte Erdgeschoss ist durch eine gesimsartige Verdachung von den Obergeschossen abgesetzt und übernimmt für diese gleichsam die Funktion eines Sockels. Der mittig liegende, 2-flügelige Eingang mit Verglasung in Stahlrahmen wird gerahmt von 3-teiligen Fensterfronten, die Aufenthaltsräume für einen Fahrer und einen Kfz-Meister belichten. Die Außenachsen des Rasterbaus, dessen Stützen das Erdgeschoss rhythmisieren, sind durch Falltore geschlossen. Im Inneren des Gebäudes führt rechts eine Auf- und Abfahrtsrampe zu den Parkgeschossen. Die Stockwerksgarage an der Kasinostraße ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Stadt Wuppertal, da sie ein Zeugnis für die Architektur der Nachkriegszeit darstellt und eine Bauaufgabe des 20. Jahrhunderts erstmalig in Wuppertal einführt. Für die Erhaltung und Nutzung des Objektes liegen wissenschaftliche, insbesondere architektur-,ortshistorische und städtebauliche Gründe vor. Das Parkhaus an der Kasinostraße ist anschaulich,unverändert erhaltenes Beispiel für die Bauaufgabe der Stockwerksgarage, die hier nach dem zweiten Weltkrieg zum ersten Mal in Wuppertal realisiert wurde und als Zweckbau die verkehrstechnische Entwicklung in den Nachkriegsjahren dokumentiert, die das Auto zu einem dominierenden Faktor des wirtschaftlichen und sozialen Lebens gemacht hat. Wie alle im Zusammenhang mit dem Automotorverkehr entstandenen Anlagen- z.B. Autobahnen, Straßenbrücken, Tankstellen- markiert auch die Großgarage die sprunghafte Entwicklung des motorisierten Individualverkehrs nach dem 2.Weltkrieg. Da innerhalb einer dichten Citybebauung der für einen hohen Motorisierungsgrad erforderliche Parkraum nur in vielgeschossigen Parkhäusern unterzubringen war, entwickelte sichdie Großgarage zu einer der folgenreichsten Bauaufgaben des 20. Jahrhunderts, für deren Realisierung nach 1945 in Wiederaufbaugebieten besonders günstige Voraussetzungen gegeben waren. Die städtebauliche Bedeutung der Stockwerksgarage, die aufgrund des ausreichend großen Grundstückes auf dem Gelände der -bemerkenswerterweise- ehemaligen Elberfelder Reithalle als Rampenbauwerk errichtet werden konnte, liegt zum einen in ihrer Fassadengestaltung. Die Straßenfront des Baukörpers mit der regelmäßigen Rasterfassade, die auch ein Verwaltungsgebäude auszeichnen könnte, fügt sich mit den Nachbargebäuden zu einer homogenen Zeilenbebauung. Zum anderen bildet das Objekt einen Gebäudekomplexes das 15-geschossige Verwaltungsgebäude der Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG nach Entwürfen von Hanns Dustmann und ebenfalls 1954 das 8-geschossige, 29-achsige Verwaltungsgebäude des Finanzamtes Elberfeld. Die Strukturen dieser Bebauung dokumentieren Schlüsselbegriffe städtebaulicher Nachkriegskonzeption, die mit Begriffen wie "Schwingung", "fließender Raum" zur Schaffung eines neuen Lebensgefühls in einer "augelockerten Stadt" beitragen wollte. Mit der Vorstellung einer rhythmisch gegliederten "Stadtlandschaft" wurde eine bewusste Abkehr vom axial ausgerichteten hierarchischem Ordungszwang folgenden Städtebau des 3. Reiches einerseits und den unübersichtlichen, verschachtelten Strukturen vorhergehender Epochen andererseits vollzogen. Innerhalb dieses städtebaulichen Gefüges, das gestalterische Konzepte der Nachkriegszeit anschaulich widerspiegelt, bildet die Stockwerksgarage einen besonderen inhaltlichen Akzent, da sie als Bautypus und als ein Produkt des Automotorzeitalters auf die hohe Bedeutung des Kraftverkehrs für die Nachkriegsgesellschaft verweist. Da architektonische Zeugnisse aus der Frühphase des Kraftverkehrs aufgrund des starken Veränderungsdruckes, den der technische Fortschritt auf diese Bauten ausübte, kaum noch erhalten sind, ist die Bewahrung eines unverändert bestehenden Großgaragenbaus aus den 1950er Jahren, dessen Infrastruktur den heutigen Anforderungen unverändert genügt, besonders wichtig. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die oben genannte Stockwerksgarage gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW ein Baudenkmal darstellt. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäude.