Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Norwegisches Holzhaus - Kohlstraße 64
Adresse Kohlstr. 64
Stadtbezirk Uellendahl-Katernberg
Denkmalnummer 2539
Eintragungsdatum 19.11.1992
Schutzumfang gesamtes Gebäude
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das Gebäude Kohlstraße 64 ist ein giebelständiges, eingeschossiges Holzfertighaus mit Satteldach, das ursprünglich zunächst auf der Weltausstellung des Jahres 1900 in Paris ausgestellt gewesen ist. Der Bankier August Freiherr von der Heydt kaufte dieses Haus und ließ es um 1905 nach Elberfeld translozieren. Das Gebäude wurde am Mirker Hain neben einem älteren Tanzsaal errichtet, der heute nicht mehr existiert, und diente schon früh als Wohn- und Restaurationsgebäude. Das Gebäude ist in einer Holzfachwerkkonstruktion errichtet, die sich auf einem massiven, verputzen Sockel erhebt. Die Gefache sind mit Brettlagen ausgestattet. Die Fachwerkkonstruktion war ursprünglich mit einer dreifachen Wandschalung ausgefüllt. Zur Kohlstraße gliedert sich die südwestliche Giebelseite zu zwei Achsen mit zweiflügeligen Fenstern. Die beiden Erdgeschossfenster sind mit Schlagläden versehen. Das Dach ist schwebegiebelartig vorgezogen und mit Ziergliederungen geschmückt. Auf der Nordwestseite erstreckt sich vor der gesamten Breite des Gebäudes eine Terrasse, die von dem abgeschleppten Dach überdeckt wird. Das Dach ruht auf sechs hölzernen Außenstützen, die zugleich den Rand der Terrasse markieren. Eine Freitreppe erschließt die Terrasse und den mittig angelegten Hauseingang. Die ursprünglichen Holzgeländer der Terrasse und der Treppe sind durch Eisengeländer ersetzt. Das Bild der nordöstlichen Giebelfassade wird bestimmt von einem linksseitigen Giebelrisaliten, der sich zu zwei Achsen gliedert; dabei weist die linke Achse einen zweiten Hauseingang auf. Auf der rechten Seite ist die Wand ebenfalls zweiachsig, jedoch sind die Fenster der beiden Geschosse nicht aufeinander bezogen. Alle Fenster sind zweiflügelig ausgebildet. Die beiden rechten Erdgeschossfenster besitzen zudem Oberlichter in Sprossenteilung und Schlagläden. Das Hausdach und das Risalitdach sind schwebegiebelartig vorgezogen. Die südöstliche Traufwand zeigt die Oberlichter der Toilettenräume. Dieser hintere Hausteil, der die Toilettenräume der Gastwirtschaft und das Bad für die Wohnräume aufweist, ist in den 1950er Jahren an das Gebäude angebaut worden. Das Gebäude war ursprünglich als Wohnhaus geplant. Nachdem es in Wuppertal dann als Gasthaus genutzt werden sollte, erhielt es auf der Nordwestseite die überdachte Terrasse, die nicht Bestandteil des eigentlichen Fertighauses war. Die ursprünglichen Fenster mit ihren Beschlägen haben sich erhalten. Das genannte Objekt ist das älteste bekannte Fertighaus in Wuppertal und eines der frühesten Beispiele eines Fertighauses in Deutschland, insofern ist das Gebäude bedeutend für die Architekturgeschichte. In den Jahren um 1900 wurden auf den Weltausstellungen vielfach Fertighäuser gezeigt, die dann erworben und an anderen Orten wieder errichtet wurden. Hierbei handelt es sich insbesondere um Holzfertighäuser, die von norwegischen Architekten konzipiert wurden. Auch das genannte Gebäude ist in die Reihe der Fertighäuser einzuordnen, deren Gliederungen und Zierformen vom norwegischen Heimatstil geprägt sind. Es wurde von August von der Heydt (1851-1929) erworben und wieder errichtet. Der Elberfelder Bankier von der Heydt ist vornehmlich durch seine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunst über Wuppertal hinaus bekannt geworden. Darüber hinaus hat er sich in Wuppertal für viele öffentliche Aufgaben eingesetzt. Er wurde schon bei der Gründung des Elberfelder Verschönerungsvereins Vorsitzender. Er war maßgeblich an der Gründung des Zoologischen Gartens beteiligt und stiftete zahlreiche Denkmäler und Kunstwerke zur Ausgestaltung öffentlicher Anlagen und Plätze. Das Fertighaus ist somit auch ein Zeugnis für das öffentliche Wirken von der Heydts. Auf Grund seiner Funktion als Ausflugsgaststätte am Stadtrand ist das Gebäude aus sozial- und stadtentwicklungsgeschichtlichen Gründen bedeutend und ein Zeugnis für die Geschichte der ehemaligen selbstständigen Stadt Elberfeld wie auch für die Geschichte des Städtebaus im Kaiserreich allgemein. Erhaltung und Nutzung liegen deshalb gemäß § 2 (1) DSchG aus wissenschaftlichen (insbesondere architektur-, stadtentwicklungs- und sozialgeschichtlichen) Gründen im öffentlichen Interesse. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäude. (Oc)