Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

'Christ-König' Kirche
Adresse Nevigeser Str. 300
Stadtbezirk Uellendahl-Katernberg
Denkmalnummer 4154
Eintragungsdatum 28.11.2000
Schutzumfang Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf den Kirchbau selbst, den nördlich des Kirchengebäudes liegenden Gemeindesaal, das als Solitärbau errichtete Pfarrhaus und die Freifläche, in die die Gebäude eingebettet sind.
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Die Christ König-Kirche ist 1959/60 nach Entwürfen des Architekten Joachim Schürmann von der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu errichtet worden. Die Gebäude liegen auf einem leicht abschüssigen freien Gelände, wobei das Kirchengebäude mit dem rechtwinklig zugeordneten Gemeindesaal - dieser ebenfalls nach Plänen von Schürmann später entstanden - im oberen Bereich des Grundstückes angeordnet ist. Etwa auf halbem Weg hinauf zur Kirche liegt, in nördlicher Richtung aus der Hauptachse des Sakralbaus gerückt, das Pfarrhaus. Die Kirche ist turmlos als reiner kubischer Baukörper über längsrechteckigem Grundriss errichtet und flach gedeckt. Das aufgehende Mauerwerk ohne Fensteröffnungen ist außen und innen mit Bruchsteinen verkleidet. Ein umlaufendes hohes Fensterband unterhalb der Dachtraufe, das den Kubus nach oben hin abschließt, belichtet den Innenraum. Bei der Gestaltung der Hauptfassade verzichtet Schürmann auf ein repräsentatives Portal zur Betonung der Mittelachse. Zwei kleine, symmetrisch an den Außenseiten der Stirnfront angeordnete Eingänge in rechteckigen Gewänden führen über einen Windfang und einige Treppenstufen in die Kirche hinein, deren schlichte, asketische Innenausstattung original erhalten ist. Das Pfarrhaus, unterhalb der Kirche, ist über beinahe quadratischem Grundriss als Bungalow errichtet worden. Die Südseite des kubischen Baukörpers - die Eingangs- und Hauptfront - weist eine Bruchsteinverkleidung auf und verweist mit der Materialwahl auf die Zugehörigkeit zum Kirchengebäude. Die Weitläufigkeit des Baugrundstückes und dessen Hanglage tragen zur gelungenen städtebaulichen Wirkung der Baugruppe bei. Die genannte Gebäudegruppe ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Stadt Wuppertal als Zeugnis des Kirchenbaus der Nachkriegszeit. Für die Erhaltung und Nutzung des Objektes liegen wissenschaftliche, insbesondere architektur-, ortshistorische und städtebauliche Gründe vor. Die Gebäudegruppe von Christ König-Kirche, Gemeindesaal und Pfarrhaus an der Nevigeser Straße stellt ein eindrucksvolles, unverändert erhaltenes Beispiel für den Sakralbau Ende der 1950er Jahre dar. Sie dokumentiert zudem ein wichtiges Werk des renommierten Architekten Joachim Schürmann, der mit seinen Kirchenbauten unterschiedliche Strömungen moderner Sakralarchitektur verfolgt und sich konsequent von Bindungen an traditionelle Lösungen befreit hat. Eine neue Komponente des modernen Kirchenbaus bestand darin, dass die Gotteshäuser mehr und mehr von innen her konzipiert wurden, sich primär über den Innenraum definierten, während dem Außenbau eine bloße Hüllenfunktion zukam. Da somit Außenform und Innenraumkonzeption einander entsprechen und bedingen, wird das Innenräumliche bereits am Äußeren zeichenhaft ablesbar. Dem Kubus als Ausdruck reinster Raumkonzentration verleiht Schürmann zudem durch die Auflösung der kompakten Wandfläche nach oben hin durch ein transparentes Fensterband eine symbolische Wirkung. Die visuelle Auflösung der Form nach oben hin durch Kombination von massivem steinernem Unterbau und gläsernem Obergaden setzte Schürmann als gestalterisches Mittel auch bei seiner 1959/60 entstandenen Stephanus-Kirche in Köln-Lindenthal ein. Dort fügt sich der Außenbau aus zwei ineinander verschachtelten Kuben - einem massiven Unterbau und einem lichten Überbau - zusammen, während bei der Wuppertaler Christ König-Kirche ein Kubus mit Lichtgaden zum Bedeutungsträger wird. Mit dem Aufbrechen der Wandfläche verweist der Architekt auf das Transzendente, schafft einen Kultraum, der empfängt und behütet, meditativ einwirkt und die Grenze des Materiell-Irdischen aufbricht. Die Auffassung des Außenbaus als reine Hülle hatte außerdem zur Folge, dass die Eingangsseite der Kirche nicht im herkömmlichen Sinne als Fassade akzentuiert wurde. Dieses Gestaltungsprinzip spiegelt auch die Hauptfront der Christ König-Kirche wider, denn die Anordnung der beiden Eingänge an den Außenseiten der Fassade ist bedingt durch das Einbringen einer Taufkapelle zwischen den Eingängen. Trotz der Modernität seiner Raumauffassung trug Schürmann - und mit ihm viele seiner Kollegen wie Dominikus Böhm, Emil Steffann, Hans Schilling, Rudolf Schwarz - der Forderung nach örtlicher Gebundenheit der Architektur Rechnung. Bei der Christ König-Kirche wird sie durch den Bruchstein als dominierendes Baumaterial eingelöst, einer Materialwahl, die sich einem neuen Regionalismus und einer Wiederentdeckung der eigenen Vergangenheit verpflichtet weiß. Die vom Gebäude der Christ König-Kirche dominierte Bautengruppe setzt einen modernen, qualitätvollen, städtebaulichen Akzent an der Nevigeser Straße und ist ein Baudenkmal gemäß § 2 DSchG NRW. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf den Kirchbau selbst, den nördlich des Kirchengebäudes liegenden Gemeindesaal, das als Solitärbau errichtete Pfarrhaus und die Freifläche, in die die Gebäude eingebettet sind.