Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Forum Maximum im Rex
Adresse Kipdorf 29
Stadtbezirk Elberfeld
Denkmalnummer 4120
Eintragungsdatum 11.10.1999
Schutzumfang gesamtes Gebäudeäußere u. im Inneren folgende Raumkompartimente (substanzbildende Strukturelemente): der Windfang, das anschließende Theaterfoyer mit den wandfesten Vitrinen aus den 1930er Jahren, der große Theatersaal mit Umgang, die ins OG führende
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das Gebäude Kipdorf 29 ist ab 1950 (Bauantragstellung 16.09.1950) durch den Düsseldorfer Architekten Hanns Rüttgers für den damaligen Eigentümer, Leo Häusler, wieder aufgebaut und am 7. September 1951 unter dem Namen "Salamander-Filmbühne" mit dem Film "Das seltsame Leben des Herrn Bruggs" eröffnet worden. Zwischenzeitlich von allen Seiten umbaut, ist vom Gebäudekörper gegenwärtig nur noch die Eingangsfront in Breite des Theaterfoyers im Straßenraum sichtbar. Die schlichte Fassade mit zwei im Erdgeschoss mittig angeordneten Pendeltüren und linker Hand liegender Fluchttür wird durch die großformatige, über dem Eingangsvordach angesetzte Plakataushangfläche dominiert, die durch flache Pilaster mit verdachender Gesimsauflage eingefasst wird. Auf der nach oben abschließenden Brüstung des Flachdaches befindet sich die 1954 angebrachte Leuchtreklame mit dem Schriftzug "Rex", mit einer dem "R" aufsitzenden fünfzackigen Krone. ... Die Tradition des "Rex" geht jedoch weit vor die Zeit der Eröffnung des Filmtheaters in den 1950er Jahren zurück: Das auf dem Grundstück des heutigen Gebäudes in den Jahren 1886 - 1887 im Zentrum Elberfelds als Hotel-Restaurant errichtete Haus wies als besondere Attraktion einen großen Saal mit zu öffnender Glasverdachung auf. Dieser Saal des "Salamander" wurde zunächst nur für Konzertveranstaltungen, später auch als Varieté genutzt. Als in den 1920er und 1930er Jahren das Medium Film ein immer größer werdendes Publikum gewann, wurde das Varieté im "Salamander" von einem neuen Filmtheater verdrängt. Der Wuppertaler Architekt Hans Becker baute das Gebäude komplett um, und am 24. September 1937 wurde das neue "Apollo-Theater" mit dem Film "Der Mann, der Sherlock Holmes war" eröffnet. Beim Luftangriff auf Elberfeld in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 wurde die "Salamander Filmbühne" weitgehend zerstört, das Vorderhaus und der große Saal brannten völlig aus. Seit 1954 trägt das Filmtheater den Namen "Rex-Filmbühne", Folge eines Rechtsstreites zwischen dem Schuhhaus Salamander AG und dem Betreiber der ehemaligen "Salamander-Filmbühne". Die zweckorientierte, einer funktionalen Ästhetik folgende Architektur wird von den charakteristischen Elementen der neuen Bauaufgabe Kinoarchitektur bestimmt. (Bezeichnenderweise untertitelt Hanns Rüttgers in seinem Briefkopf: "Spezialist für Filmtheater"). Erst seit der Projektion der ersten Filme um 1895 durch die Gebrüder Lumière in Paris suchte sich das Kino einen angemessenen Ort und emanzipierte sich vom Wander- und Jahrmarktkino über Ladenkintopp, Stummfilmpalast und Tonfilmtheater zur eigenständigen Medienarchitektur. Bereits vor dem 1. Weltkrieg erkannte man - bedingt durch das wachsende Interesse des gutsituierten Bürgertums für das Kino - den Kinobau als neue Aufgabe der Architektur, womit die Weichen für die nun entstehenden Lichtspieltheater gestellt wurden. Durch den imposanten Erfolg der Filmindustrie wurde das Kino am Anfang der 1930er Jahre trotz oder gerade wegen der erschwerten wirtschaftlichen Lage zu einem tatsächlichen "Theater der Massen". Mit Verbreitung des Fernsehgerätes ebbte der Kinoboom in Deutschland in den 1960er Jahren allmählich ab, was die Schließung kleinerer Lichtspieltheater zur Folge hatte. Mitte der 1980er Jahre mussten auch in Wuppertal die meisten kleineren Kinos - außer den Programmkinos - schließen, so dass Wuppertal mit dem "Rex-Theater" das einzige Lichtspielhaus der Nachkriegszeit erhalten geblieben ist. Trotz der oben erwähnten baulichen Veränderungen im Inneren des Gebäudes und einer für das äußere Erscheinungsbild der Straßenfassade äußerst unvorteilhaften weinroten Farbgebung (seit 9/1999), die sowohl zur Farbbefundlage als auch zur bewusst funktionalästhetischen und sachlichen Architektursprache in diametraler Wirkung steht, ist das "Rex-Theater" bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Stadt Wuppertal, weil es den zeitgemäßen Lichtspieltheatertypus der Nachkriegszeit dokumentiert. Das Gebäude ist ein anschauliches, substantiell weitgehend unverändert erhaltenes Beispiel für die Entwicklung der Bauaufgabe Lichtspieltheater in den 1950er Jahren. Der Seltenheitswert aufweisende Originalzustand der Innenausstattung stellt ein sprechendes Zeugnis für die typische Formensprache der 1950er Jahre dar und vermag atmosphärische Authentizität zu vermitteln. Erhaltung und Nutzung liegen daher gemäß § 2 (1) DSchG aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturhistorischen, orts- und sozialgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäudeäußere und, was das Innere betrifft, auf folgende Raumkompartimente: den Windfang, das anschließende Theaterfoyer mit den wandfesten Vitrinen ..., den großen Theatersaal mit Umgang, die ins Obergeschoss führende Treppe aus den 1950er Jahren. (Neb)