Mehrere Wuppertaler Haushalte nutzen Wärmepumpentechnik seit fast 20 Jahren
Bis 2045 soll Deutschland laut Klimaschutzgesetz klimaneutral sein. Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, spielen dabei auch private Haushalte und ihre Energieversorgung eine zentrale Rolle.
Ein großes Potential, den CO2 Ausstoß zu senken, bieten Wärmepumpen, da sie gegenüber herkömmlichen Öl- und Gasheizungen eine deutlich bessere Klimabilanz aufweisen können.
Die öffentliche Debatte über das Heizungsgesetz hat in den vergangenen Jahren jedoch einige Bürgerinnen und Bürger verunsichert und eine Skepsis gegenüber Wärmepumpen entstehen lassen. Gleichzeitig gibt es - auch in Wuppertal – bereits viele private Haushalte, die schon seit zahlreichen Jahren eine Wärmepumpe nutzen. Diese ausfindig zu machen und anhand ihrer Erfahrungen aufzuzeigen, dass es sich bei Wärmepumpen um eine bewährte Technik handelt, ist Ziel des Wettbewerbs „Wuppertals älteste Wärmepumpe“.
Dem Ende 2024 veröffentlichten Aufruf des „Ressort Klima und Nachhaltigkeit“ der Stadt Wuppertal und der Verbraucherzentrale NRW sind insgesamt 15 Haushalte gefolgt. Die ältesten drei Wärmepumpen wurden 2006 installiert, auf den Plätzen vier bis zehn rangieren Wärmepumpen aus den Jahren 2007 bis 2012 – alle wurden mit kleinen Preisen prämiert.
Die Erfahrungen der Eigentümer*innen - im Folgenden auch Pioniere genannt – werden in diesem Bericht geteilt. Zum Einstieg in die Thematik folgen zunächst ein paar allgemeine Informationen zu Wärmepumpen:
Wärmepumpen: Funktionsweise und Gerätetypen
Es gibt drei Arten von Wärmepumpen: Luftwärmepumpen, Grundwasserwärmepumpen und Erdwärmepumpen. Alle funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Sie befördern Wärme aus der Umwelt (Luft, Grundwasser oder Erdreich) ins Haus und übertragen diese auf ein flüssiges Kältemittel. Dieses verdampft durch die Wärmezufuhr aus der Umgebung und wird anschließend mit einem durch Strom betriebenem Kompressor verdichtet, wodurch es wieder flüssig wird und die Temperatur steigt. Erreicht das Kältemittel die Zieltemperatur, wird die Wärme an das Gebäude abgegeben und der Kreislauf beginnt von neuem.
Je nach Wärmepumpe lassen sich aus 1 Kilowattstunde Strom, die für den Kompressorbetrieb erforderlich ist, 3 bis 5 Kilowattstunden Wärme produzieren. Damit arbeiten Wärmepumpen effizient und können potentiell die Energiekosten eines Haushalts senken. Außerdem gilt: Je höher die Effizienz einer Wärmepumpe, desto besser ist auch ihre Klimabilanz gegenüber Öl- und Gasheizungen. Verwendet eine Pumpe Strom aus erneuerbaren Energien, arbeitet sie sogar komplett CO₂ neutral, da vor Ort keine CO₂ Emissionen verursacht werden. Darüber hinaus bieten einige Anlagen die Option, im Sommer auch zum Kühlen eines Gebäudes eingesetzt zu werden.
All die genannten Vorzüge können allerdings nur zum Tragen kommen, wenn bei der Installation und dem Betrieb von Wärmepumpen einige Aspekte beachtet werden. Durch eine schlechte Dämmung und alte Fenster kann z. B. viel Energie verloren gehen, sodass sich bei einigen Gebäuden vor Installation einer Wärmepumpe eine energetische Sanierung empfiehlt.
Unabhängige Beratungsangebote gibt es unter anderem bei der Verbraucherzentrale NRW. (Öffnet in einem neuen Tab)
Vorstellung der drei Erstplatzierten
Die drei ältesten Wärmepumpen des Wettbewerbs wurden alle im Jahr 2006 installiert und laufen damit seit fast 20 Jahren. Bei einem Hausbesuch erzählen die Besitzer*innen ihre Geschichte:
Als Familie Janz aus Ronsdorf ihr Haus baute, waren Wärmepumpen noch relativ unbekannt. Der Bauträger bot Ihnen damals eine Erdwärmepumpe als Alternative zu einer Gasheizung an und sie entschieden sich dafür. An die aufregende Zeit der Installation erinnert sich das Ehepaar gern zurück – zahlreiche Fotos dokumentieren die Fortschritte auf der Baustelle. Heute sieht man von der Technik fast nichts mehr. An der Stelle im Garten, wo die Sonde 100 Meter tief in den Boden geht, ist längst Gras darüber gewachsen. Und im Keller steht ein Aggregat, das für einen Laien sich kaum von einem Gaskessel unterscheidet. Ab und zu hört man den Kompressor im Keller arbeiten, in den Wohnräumen ist davon jedoch nichts zu hören. Gute Arbeit leistet die Wärmepumpe auch beim Erhitzen des Warmwassers. Probleme gab es seit 2006 mit Ausnahme einer kleinen Reparatur keine – „wie ein VW läuft die Wärmepumpe“ resümiert das Ehepaar zufrieden.
Auch Bettina Bornfeld wurde bei Ihrem Hausbau in Uehllendahl-Katernberg der Bau einer Erdwärmepumpe empfohlen – damals für Mehrkosten von nur 10.000 Euro gegenüber einer Gasheizung. Die Erinnerung, wie beim zweitägigen Bohren der drei mehr als 90 Meter tiefen Löcher eine Wasserader getroffen wurde und eine haushohe Fontäne hochspritzte, ist noch sehr präsent. Der Schock ist durch das zuverlässige Arbeiten der Wärmepumpe jedoch längst entschädigt worden. Im Keller arbeitet der Kompressor äußerst leise und befindet sich in Gesellschaft eines großen Tanks, in dem das Warmwasser des Hauses mithilfe von Solarenergie erhitzt wird. Und wozu der Schornstein auf dem Dach? „Den haben wir nur für den Holzofen im Wohnzimmer“, sagt Bettina Bornfeld schmunzelnd.
Unter den drei ältesten Geräten gibt es zuletzt auch eine Luft-Wärmepumpe, welche im Garten von Claudia Blind in Heckinghausen steht. Sie gibt zu, beim Einbau etwas skeptisch gewesen zu sein – jedoch wurde sie nicht enttäuscht. Die Pumpe heizt beide Doppelhaushälften sehr zuverlässig, wobei sich die Geräuschbelästigung in Grenzen hält. Im Sommer profitiert sie an heißen Tagen zudem von der Kühlfunktion der Pumpe, mit welcher der Fußboden etwas abgekühlt wird. Auch ihre Mutter Martina Kottsieper, die häufig zu Besuch ist, hat die Wärmepumpe schon überzeugt.
Erfahrungen anderer Pioniere
Motivation und Installation
Die Entscheidung für eine Wärmepumpe fiel auch bei den anderen Pionieren in der Regel bei einem Neubau oder bei einer anstehenden Sanierung der Heizanlage des bestehenden Gebäudes. Bei einigen wurde der Einbau der Wärmepumpe durch Fachbetriebe empfohlen, andere hegten schon zuvor den Wunsch nach einem CO2 neutralem Heizungsbetrieb und einer - zumindest teilweisen – Energieautarkie.
Bei Peter Kühn stand eine Erneuerung der Heizungsanlage 2008 an. Er erinnert sich noch an die stark steigenden Ölpreise in dem Jahr: „Da schien uns der Umstieg auf eine alternative Wärmeerzeugung zukunftsorientiert - nicht nur in Hinsicht auf die Preisentwicklung, sondern auch auf den Verbrauch von endlichen Ressourcen. Denn was einmal verbrannt ist, ist weg!“
Auffällig ist, dass bei einem Großteil der Pioniere, die ihre Wärmepumpe zwischen 2006 und 2012 installiert haben, die Wahl auf eine Erdsonde fiel. Die Anlagen schneiden in puncto Lebensdauer, Energieeffizienz und Lärmemissionen besser ab als Luftwärmepumpen. Inzwischen sind die Kosten für die aufwändige Installation mit Grabungen und Bohrungen jedoch enorm gestiegen, sodass gerade in Privathaushalten heute bevorzugt Luftwärmepumpen installiert werden.
Dass dies im Zweifel auch weniger nervenaufreibend ist, zeigen die zahlreichen Geschichten der Pioniere zur Installation ihrer Erdwärmepumpe: Arnt Fischer erinnert sich, dass die Bohrfirma ihre Arbeiten 2010 wegen Frost mehrfach unterbrechen musste und am Ende statt zwei Tagen ganze zwei Monate gebraucht hat. Zum Glück war für die Arbeiten ein Festpreis vereinbart.
Claudia Becker stand nach Abschluss der Bohrungen vor dem Problem einen großen Container Schlammwasser entsorgen zu müssen. Die erhoffte Lösung, dass dieses beim Auskippen einfach im Garten versickern würde, trat allerdings nicht ein. Schnell bahnte sich der Schlamm auch den Weg in den Nachbarsgarten und sorgte für einen schaurigen Anblick. Retter in der Not: Ein kurz darauf eintretender Platzregen, der Matsch und Schlamm fast restlos wegspülte.
Leistung, Energieeffizienz und Kosten
Wie viel kW-Leistung eine Wärmepumpe haben sollte, ist vom Gebäudetyp, der Größe und der Dämmung abhängig. Ein Passivhaus braucht z.B. wesentlich weniger kW-Leistung als ein unsanierter Altbau. Bei unseren Pionieren liegt die Spanne der angegebenen Leistung zwischen 3 und 14 kW. Wie viel kWh Strom aufgewendet werden muss, um eine kWh Wärme zu produzieren variiert ebenfalls. Eine sehr hohe Jahresarbeitszahl und somit Energieeffizienz erreicht die Anlage von Arnt Fischer: Seiner Erdwärmepumpe gelingt es, aus 1 kWh Strom ganze 5,7 kWh Wärme zu produzieren – die meisten anderen Pumpen schaffen 3 bis 5 kWh.
Doch was bedeuten diese Zahlen umgerechnet auf die jährlichen Heizkosten? Ein Beispiel: Das 2007 gebaute, 360 Quadratmeter große Mehrfamilienhaus von Johannes Vahnenbruck wird zuverlässig durch eine Erdwärmepumpe beheizt, welche zusätzlich auch Warmwasser liefert. Die Erdwärmepumpe verbraucht jährlich 8.500 kWh Strom. Beim aktuellen Preis für Wärmepumpenstrom von ca. 25 Cent pro kWh wären das 2.125 Euro Stromkosten im Jahr. Um das gleiche Haus mit einem Erdgas-Kessel zu heizen, wären die Gaskosten mindestens 1.000 Euro höher. Solche Einsparungen lassen sich jedoch nur bei einer fachgerechten Planung und Einstellung von Wärmepumpen erreichen – ein Hinweis, welcher der Energieberatung der Verbraucherzentrale NRW stets wichtig ist. Frank Huppertsberg hatte anfangs in seinem 150 m² großen Haus mit drei Personen einen ähnlich hohen Stromverbrauch wie Johannes Vahnenbruck auf 360 m². Inzwischen ist es ihm jedoch gelungen, den Verbrauch fast zu halbieren. Weitere Einsparungen erreicht er seit 2023 durch die die Nutzung von Solarenergie auf seinem Dach.
Wartung, Reparaturen und Zufriedenheit
Für Wärmepumpen empfiehlt sich alle ein bis zwei Jahre eine Wartung, wobei Kosten von ca. 150 bis 350 Euro entstehen. Dafür entfällt der Besuch eines Schornsteinfegers.
Die meisten Pioniere folgen dem ein- bis zweijährigen Wartungsturnus und hatten bisher nur wenige Probleme mit ihren Anlagen. Zu den notwenigen Reparaturen zählten ein verstopfter Wärmetauscher, der Ausfall der Umwälzpumpe, ein defektes Umschaltventil, aber auch ein Kompressorschaden. Häufig traten die Schäden erst nach 10- bis 15-jähriger Laufzeit auf. Zur Herausforderung wurde dann in einigen Fällen, dass die Hersteller der Pumpe nicht mehr auf dem Markt vertreten waren – mit der Folge, dass ein Ersatzteil nur schwer aufzutreiben war oder Installateure anderer Fachfirmen sich der Anlage nicht annehmen wollten.
Dennoch ist die Zufriedenheit der Pioniere mit ihren Wärmepumpen insgesamt sehr hoch und niemand bereut die Anschaffung. Jürgen Laakmann begründet das wie folgt: „Ich kenne kein anderes Heizsystem, bei dem ich für eine eingesetzte Kilowattstunde Energie wenigstens vier Kilowattstunden Heizleistung herausbekomme. Natürlich benötigt es dafür eine Investition, aber wenn man deren Höhe in Relation zu Lebensdauer, Wartung und Energiekosten setzt, relativieren sich auch größere Summen recht schnell.“
Ausblick: Wie geht es weiter mit Wärmepumpen und Energiewende?
Inwiefern als Teil der Energiewende auch eine Wärmewende gelingt, ist maßgeblich von gesetzlich verankerten Zielvorgaben und Fördermöglichkeiten abhängig. Das Gebäudeenergiegesetz sieht vor, dass alle neuen Heizungen bis Mitte 2028 mit mindestens 65% erneuerbarer Energie betrieben werden.
Auf kommunaler Ebene soll die Umsetzung des Gesetzes durch die kommunale Wärmeplanung unterstützt werden, welche zwei zentrale Lösungen für die Wärmeversorgung vorsieht: Zum einen Nah- und Fernwärme, welche sich ideal für die Versorgung mehrerer Haushalte oder ganzer Stadtviertel eignet, und zum anderen Einzellösungen wie Wärmepumpen. In Wuppertal hat die kommunale Wärmeplanung bereits begonnen und untersucht in einem ersten Schritt, welche lokalen Wärmequellen bereits vorhanden sind. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Bürgerschaft informiert werden, in welchen Quartieren mit einem Fernwärmeanschluss geplant werden kann. Die Entscheidung für eine Wärmepumpe kann ein Haushalt aber natürlich – ganz unabhängig davon, ob er mit einem Fernwärmeanschluss rechnen kann – selber treffen.
Einige der Wuppertaler Wärmepumpenpioniere versuchen bereits, Überzeugungsarbeit in ihrem Umfeld zu leisten und Vorbehalte gegenüber Wärmepumpen abzubauen. In diesem Kontext macht Arnt Fischer jedoch darauf aufmerksam, dass Zustimmung nicht immer zu einer Verhaltensänderungen führt: „In unserem Bekanntenkreis findet unser Weg durchaus Anerkennung. Zu Nachahmungen ist es aber noch nicht gekommen, defekte Gasheizungen wurden durch neue Gasheizungen ersetzt.“ In der Wissenschaft ist dieses Phänomen auch als „Attitude-Behaviour-Gap“ bekannt. Es beschreibt, dass Menschen Klimaschutz unterstützen und einen nachhaltigeren Lebensstil anstreben, ihr (Konsum-)Verhalten aber nicht ändern.
Wärmepumpenpionier Peter Kühn sieht daher die Politik in der Pflicht, nicht nur die Kommunikation zu verbessern, sondern auch konkrete Anreize für die Installation von Wärmepumpen zu schaffen. Bisher hätten die politischen Debatten rund um Energiewende und das Heizungsgesetz viele Bürger:innen nicht mitgenommen, sondern eher Sorgen vor Bauvorschriften, Kosten und Lärmbelästigung geschürt. Er plädiert daher für die umfängliche Aufklärung von Menschen über die Technologie, die Absenkung bürokratischer Hürden und das Schaffen finanzieller Anreize und/oder Fördermöglichkeiten und zwar auch für die Industrie, damit Wärmepumpen-Technik kostengünstig angeboten werden kann. Die Hersteller sieht er im Gegenzug in der Pflicht, langfristig Wartungs- und Reparaturarbeiten zuzusichern.
Aktuell gibt es bereits eine Bundesförderung für effiziente Gebäude, welche auch eine Förderung von Wärmepumpen mit 30% bis 70% der förderfähigen Kosten einschließt. Sie wird unter dem Namen „Heizungsförderung für Privatpersonen – Wohngebäude“ geführt und kann bei der KFW beantragt werden. Ob die neue Bundesregierung weitere Fördermöglichkeiten und Ideen entwickelt, um das Thema Wärmewende voranzubringen, gilt es abzuwarten. Fest steht: Je besser die Rahmenbedingungen für die Installation von Wärmepumpen sind, desto mehr Bürgerinnen und Bürger werden sich für diese Technik zukünftig entscheiden.
DANKE!
Das Ressort Klima und Nachhaltigkeit bedankt sich bei allen Wärmepumpenpionieren, die ihre Erfahrungen im Rahmen des Wettbewerbs „Wuppertals älteste Wärmepumpe“ geteilt haben. Ein weiterer Dank gilt Herrn Bürk als Energieberater der Verbraucherzentrale Wuppertal für die Unterstützung der Aktion und die fachliche Expertise rund um das Thema Wärmepumpen.
Weiterführende Informationen
Der Wettbewerb „Wuppertals älteste Wärmepumpe“ ist Teil des integrierten Klimaschutzkonzepts für Wuppertal, in dessen Rahmen seit 2021 zahlreiche Maßnahmen in unterschiedlichen Handlungsfeldern wie Stadtentwicklung, Bildung, Industrie, Mobilität und Energie umgesetzt werden.