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Unser Elberfeld

Von Siedlung, zur Stadt, zum Citykern - Die Geschichte Elberfelds

Während der aktuellen Arbeiten der Wuppertaler Stadtwerke und der Stadt Wuppertal in Elberfeld haben die städtischen Archäologen und Archäologinnen neue Erkenntnisse und spannende Details über die Geschichte Elberfelds erfahren.

Die Geschichte Elberfelds

Elberfeld war zwischen 1610 und 1929, bis zur Gründung Wuppertals, selbst eine eigenständige Stadt. Ihre Geschichte reicht von eisenzeitlichen Höfen (450 v. Chr. bis 0), über frühmittelalterliche Siedlungskerne (Mitte 6. Jahrhundert bis 1050), Burg und Freiheit im Hoch- bis Spätmittelalter (11. bis Ende 15. bzw. Anfang 16. Jahrhundert) bis in die Neuzeit (Anfang 16. Jahrhundert bis heute).

Von der Siedlung zur Stadt Elberfeld

Die Gegend um den Thomas-Hof, heute unter Akzenta in den City-Arkaden, war im Schutze eines befestigten Hofes, eine Keimzelle des frühmittelalterlichen Elberfelds. Urkundlich belegt ist die Elberfelder Siedlung erst 1161. Etwas höher lag die zugehörige Kirche, die auf das 9./10. Jahrhundert zurückgeht. Dabei handelt es sich um die erste steinerne Bauphase der heutigen Citykirche. Nach den Karolingern (nach 911) ging Elberfeld in den Besitz der Kölner Erzbischöfe über, die Elberfeld 1176 an den Grafen Engelbert I. von Berg zur Erbpacht verpfändeten.

Zwischen 1257 und 1363 wurden Burg und Siedlung Elberfeld durch die Familie von Elvervelde, den Burgerbauern, verwaltet. Elberfeld gehörte zwischen 1363 und 1425 zur Grafschaft Mark und wurde erst 1427 wieder bergisch. Vor 1400 erhielt die Siedlung als Freiheit eingeschränkte Stadtrechte. Am 10. August (Laurentiustag) 1610 wurde sie zur Stadt erklärt.

Das "Garnnahrungsprivilegium"

Elberfeld und Barmen, wo seit 1450 die Textilproduktion blühte, erlangten Reichtum dank des durch Herzog Johann III. von Jülich, Kleve und Berg 1527 verliehenen Garnnahrungsprivilegium. Laut dem Privileg war es nirgendwo im Herzogtum Jülich, Kleve und Berg, außer in Barmen und Elberfeld, erlaubt zu bleichen, zwirnen und zu färben. Die Garnnahrung entstand als obrigkeitliche Einrichtung zur Kontrolle dieses Privilegs. Zusammen wurden Elberfeld und Barmen als „Deutsches Manchester“ bekannt.

Stadt- und Straßenbild

Bis 1840 gab es nur zwei Flussüberquerungen über die Wupper in Elberfeld: die Islandbrücke und den Brausenwerth, in deren Nähe es auch zu Ansiedlungen kam. In den Jahren 1536 und 1687 gab es Stadtbrände, die Elberfeld vollständig zerstörten. Nach dem Brand von 1536 wurde die Freiheit Elberfeld, aber nicht die Burg, wiederaufgebaut. Ihre Reste wurden abgebaut, das Areal planiert und 1603 neu parzelliert.

Stadtbild in der Neuzeit

Durch den neuen Reichtum während der Industrialisierung wurde Elberfeld schnell im 19. Jahrhundert an das Schienennetz angeschlossen und konnte ab 1901 auch von der Schwebebahn profitieren. In dieser Zeit entstanden viele Mehrfamilienhäuser für die Arbeiter. Nach Neugestaltung des Neumarktes, ein ehemaliger Friedhof, wurde dieser 1901 zum Vorplatz des neuen (dritten) Elberfelder Rathauses.

Seit dem Neuentwurf des Straßenrasters um 1603 gab es bis 1840, als zwischen Hauptbahnhof und Alter Freiheit eine fünfteilige Steinbogenbrücke erbaut wurde, keine großen Änderungen. Aufgrund großflächiger Zerstörungen im zweiten Weltkrieg wurden Straßenzüge den neuen Gegebenheiten angepasst, zwischen 1960 bis 1980 die aktuelle Fußgängerzone eingerichtet und modernisiert.

Die Siedlungskerne Elberfelds bis ins Frühmittelalter

Erste Siedlungsspuren

Gesiedelt wurde schon früh entlang der Wupper: Die ältesten Ansiedlungen Elberfelds, zum Beispiel unter dem Deweerth‘schen Garten, nachgewiesen durch eisenzeitliche Gruben (etwa aus der Zeit 450 v. Chr. bis zum Jahr 0), ein Gräberfeld in Nathrath, dem heutigen Vohwinkel, aus dem 6./7. und dem 10./11. Jahrhundert, oder  auch der Thomas-Hof (vor 900) mit nahe gelegener Saalkirche (9./10. Jahrhundert), lagen entlang der Wupper. 

Die Lage am Fluss und ein Wegenetz zum Rhein, nach Hilden, Köln, Paderborn sowie in den Osten und den Süden begünstigten Wanderungen und weitere Ansiedlungen. Über diese Verkehrsverbindungen wanderten zuerst im 6. bis 8. Jahrhundert die Franken vom Rhein, im 8. und 9. Jahrhundert die Sachsen von Osten in das stark bewaldete Gebiet zu. 

Fliehburg und Siedlung Elberfeld

In der Chronik des Mönches Widukind von Kloster Corvey in Höxter aus dem 10. Jahrhundert wird eine Fliehburg in Elberfeld erwähnt. Diese könnte mit einem ursprünglich karolingischen, befestigten Herrenhof identisch sein. Ähnliche Höfe sind in Ein-Tagesabständen in Hilden (vor 985) und Schwelm (10. Jahrhundert) entdeckt worden. Sie könnten Teil eines karolingischen Netzwerks befestigter Höfe sein, die dem Kaiser und seinem Tross eine sichere Zuflucht boten. Später wurden diese Höfe möglicherweise auch von den kölnischen Erzbischöfen als Nachtlager genutzt. 

Die Keimzelle Elberfelds

Der Bereich um den Thomas-Hof, am Standort der heutigen City-Arcaden, war eine Keimzelle Elberfelds. Vorstellbar ist, dass es im Schutze des Herrenhofs, der auch als Fluchtburg diente, zu einer Ansammlung mehrerer Gehöfte, einem Hofverband, kam, die dann später zu einer Streuhofsiedlung zusammenwuchsen. Die zugehörige Kirche war wahrscheinlich eine Saalkirche auf dem heutigen Kirchplatz – erste Bauphase der heutigen Citykirche. Dafür spricht, dass an deren südöstlicher Langseite Baumsarg-Bestattungen ge­funden wurden. Eine Holz-Altersbestimmung (dendrochronologische Bestimmung) legte nahe, dass die Särge rund 900 Jahre alt sind. Die Saalkirche gehörte zum Kirchspiel Hilden. Sie wurde nach 955 zur ersten Laurentius-Kirche Elberfelds und blieb es bis 1536.

Burg und Freiheit: Mittelalter in Elberfeld

Die Burg Elberfeld

Die mittelalterliche Siedlung Elberfeld entstand nahe des einstigen, frühmittelalterlichen Herrenhofes zwischen dem Kirch- und dem Kerstenplatz. Er wurde vermutlich am Ende des 13. Jahrhunderts oder Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1350 zur Wasserburg ausgebaut.

Die mittelalterliche Wasserburg, die heute in der Poststraße, der Alten Freiheit, der Kirchstraße und unter den Häusern des Turmhof-Viertels zu lokalisieren ist, war Teil einer größeren Anlage. Das Zentrum des Areals bildet die Wasserburg (A) im Norden, die zusammen mit der Kirche (B) im inneren Ring liegt. Sie werden durch eine Umwehrungs- oder Burgmauer von der Siedlung (C) südlich der Burg getrennt, die bis an die äußere Umwehrungs- oder Freiheitsmauer (D) reichte. Eine Ringwallanlage (E), von der sich nach Norden und Nordosten elliptisch fortsetzende Gräben zwischen Kirchstraße 9. und 16. entdeckt wurden, könnte noch älter sein.

Vor 2022 stützten sich die bisherigen Informationen zur Burg auf Auswertungen historischer Karten, Notizen, wenige dokumentierte Bodenfunde und nach Abriss der Burg entstandene Bilddokumente (Stiche, Zeichnungen, Gemälde). Burg und Burgteich wurden nach der Zerstörung durch einen Brand 1536 verfüllt und planiert. Mit dem Wachsen der Stadt und ihrer Infrastruktur wurden alte Mauern durchbrochen, abgebaut oder als Fundament wiederverwendet.

Die Freiheit Elberfeld

Elberfeld ist vermutlich vor 1444 bis zum 9. August 1610 eine Freiheit – eine Siedlung mit eingeschränkten Stadtrechten. Die Freiheit verfügte über Marktrecht, Rechtsprechung und durfte die Gemeindegrenzen mit einer Umwehrungs- oder Freiheitsmauer (D) befestigen. Die westliche Grenze dieser Freiheitsmauer (D) lag nahe der heutigen Straße „Am Wall“. Im Süden verlief sie unter den Häusern der Calvinstraße nach Os­ten, durchquerte die Alte Freiheit auf Höhe Hausnummer 20. und setzte sich in die Hofaue fort. Im Osten reichte die Mauer bis zum Thomas-Hof, um nach Norden an die Burgmauer anzuschließen. Wachtürme mit rechteckigem Grundriss standen entlang der Wupperseite und an den Ecken der Freiheitsmauer. Reste mit­telalterlicher Häuser konnten in der Alten Freiheit und Kirchstraße nachgewiesen werden. Diese Mauern orientierten sich an einem anderen Straßenverlauf, welcher vom heutigen stark abweicht. 

Straßenführung des 17. Jahrhunderts

Das Siedlungsareal Elberfelds wurde im Süden von der Wupper begrenzt. Das Ufer und die ersten Häuser lagen bis kurz vor Mitte des 19. Jahrhundert auf Höhe Alte Freiheit 18. bis Mitte Hausnummer 24. Einige entdeckte Mauern weichen von der heutigen Straßenführung ab, sie orientierten sich an einem vermutlich auf das Spätmittelalter (14./15. Jahrhundert) oder die frühe Neuzeit (15.-17. Jahrhundert) zurückgehenden Straßenverlauf. An der Ecke Alte Freiheit und Kipdorf stand ein mittelalterliches Gebäude (folgendes Bild 3.), welches im 19. Jahrhundert durch die Errichtung eines Ziegelsteingebäudes abgerissen worden war. Nördlich und westlich der heutigen Citykirche – im Mittelalter stand eine romanische Pfeilerbasilika innerhalb einer elliptischen Begrenzungsmauer – konnten auch schräg zur heutigen Straßenführung orientierte mittelalterliche Mauerzüge ehemaliger Gebäude dokumentiert werden. Diese wurden zwischen 1536 und 1609 bei der Erweiterung des Kirchhofs von einer neuen Kirchhofmauer überbaut.

Mit jeder dieser Information nähern sich die Entdeckung der Wirklichkeit an. Dadurch lässt sich viel zum Grundriss sagen und einige Funktionen klären, aber das Aussehen über dem Fundament oder Erdgeschoss bleibt bisher verborgen. Anhand des ovalen Burgteichs und der bisherigen Erkenntnissen der städtischen Archäologen aus der Poststraße, der Kirchstraße und der Alten Freiheit lässt sich die Nord-Süd-Ausdehnung zwischen der Kreuzung Poststraße und Schwanenstraße bis Alte Freiheit, Einmündung Kirchstraße, und die Ost-West-Ausdehnung zwischen Burgstraße und Alter Freiheit eingrenzen. 

Der Burgteich (A.1) reichte bis an die Burgmauern (A.2) mit mindestens einem Turm (A.3) heran und konn­te im Norden über ein Torhaus (A.4) mit Brücke überquert werden. Im Burghof angekommen, gab es im Osten einen langrechteckigen repräsentativen Saalbau (Palas, A.5) mit mehreren Räumen, im Süden einen freistehenden Turm (Bergfried oder Wohnturm, A.6). 

Fragen zur Lage und Ausrichtung der Burg im Gelände

Bei den geplanten Baumaßnahmen gehen die städtischen Archäologen davon aus, dass vor allem der Ostteil der Burg mit großen Teilen des Burgteichs zum Vorschein kommt. Bisher wurden in der Schwanenstraße Teile der nördlichen Burgmauer, in der Poststraße einige Mauern des Saalbaus bzw. Palas und in der Alten Freiheit Mauerzüge am Burgteich ausgegraben. Das erlaubt den Experten, die Ausrichtung oder Drehung des Palas und möglicherweise die Burg neu zu bewerten. Wie glaubwürdig ist dann die historische Kartengrundlage?

Diese und weitere Fragen sind zu klären. Dafür liefern die Funde bei den Bauarbeiten im Rahmen des Projekts Elberfeld 2030 neue Fakten. Ein Beispiel dafür sind die Mauern auf folgendem Bild 2. Darauf ist eine Ost-West ausgerichtete Mau­er abgebildet, welche vermutlich eine Wand des Saalbaus war. Diese war von einer Brandschicht teils be­deckt. Aus der Brandschicht konnten Keramikgefäße des 13./14. Jahrhunderts geborgen werden. Weitere Mauern treten sicherlich bei den fortschreitenden Leitungsbaumaßnahmen zutage.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Wuppertal
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