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Der Grüne Zoo Wuppertal

Geier-Workshop in Kenia mit Unterstützung durch den Grünen Zoo Wuppertal

Zoologische Gärten sind nicht nur beliebte Orte, um Erholung und Bildung miteinander zu verbinden, sondern fungieren außerdem als wichtige Stätten für Artenschutz und Forschung. Das Wissen, das durch die Haltung von Tieren in menschlicher Obhut gesammelt werden konnte, kommt auch Wildtieren in ihrem angestammten Lebensraum zugute. 

So wurde Dr. Dominik Fischer, Tierarzt und Forschungskurator im Grünen Zoo Wuppertal, im vergangenen Jahr zu einem Geier-Workshop nach Kenia eingeladen, um die dortigen Tierärzte und Tierärztinnen in Erste Hilfe-Maßnahmen bei vergifteten Geiern zu schulen.

Im ersten Teil des Workshops lernten die Veterinärmediziner/-innen in Vorträgen und praktischen Übungen, wie sie vergiftete Vögel erkennen und behandeln. Dr. Dominik Fischer zeigte ihnen u. a. wie man einen Geier sicher fängt und hält, ohne dabei selber verletzt zu werden und auf welchen Wegen den erkrankten Vögeln Flüssigkeit verabreicht werden kann. An toten Enten wurde das Legen von Venenzugängen und Schlundsonden sowie das Einführen eines Beatmungsschlauches geübt. 

Im zweiten Teil des Workshops wurden die richtigen Wege zur Beweissicherung beim Auffinden von vergifteten Geiern thematisiert. Wie kann das Gift nachgewiesen werden, um Täter zu überführen? Welche Proben müssen dafür entnommen werden? Wer sorgt für das Einschicken von Beweisfotos? Auch Mitarbeitende von Laboren waren bei dem Workshop anwesend, um zu klären welche Geräte notwendig sind und einheitliche Referenzwerte für ganz Kenia festzulegen. 

Warum das alles nötig ist, zeigt ein Blick auf die Bestandszahlen der Geier, denn die gehen in Afrika dramatisch zurück. Der Großteil aller Geierarten ist mittlerweile vom Aussterben bedroht. Die meisten Geier fallen dabei Vergiftungen zum Opfer. 

Die Vögel werden zum einen gezielt von Wilderern vergiftet, indem diese das Pflanzenschutzgift Carbofuran auf die Kadaver von Elefanten oder Nashörnern bringen, damit am Himmel kreisende Geier den Ort der gewilderten Tiere nicht verraten. Eine größere Anzahl an Geiern würde Ranger auf getötete Tiere aufmerksam machen. Auch aus den dann verendeten Greifvögeln kann noch Profit geschlagen werden. Für rituelle Gebräuche werden den Geiern Köpfe und Krallen entfernt und als muti – ein Mittel der Volksmedizin, das Krankheiten heilen und Schnelligkeit und Kraft verleihen soll – verkauft. 

Zum anderen bedrohen auch Mensch-Tier-Konflikte das Leben der Geier. Die Vögel werden vergiftet, obwohl sie selber gar nicht das Ziel des Giftes sind. Löwen und andere Raubtiere dringen häufig in Siedlungen ein und töten die Nutztiere der Menschen. Die Viehzüchter nehmen daraufhin Rache und besprühen das getötete Nutztier mit einem Pestizid. Kommt der Löwe mit seinem Rudel zurück, um an dem Kadaver zu fressen, stirbt das ganze Rudel. Doch auch Geier fressen an den vergifteten Kadavern und verenden ebenfalls. 

Das Gift zeigt bei den Geiern meist eine sofortige tödliche Wirkung, teilweise sterben die Vögel aber auch erst nach 30 Minuten. In diesem Zeitraum besteht noch die Chance, die Tiere durch die im Workshop erlernten Maßnahmen zu retten, denn es kommt auf jeden einzelnen überlebenden Geier an. Ihre Bedrohung wird noch dadurch verstärkt, dass die meisten Geierarten erst mit etwa 6 Jahren geschlechtsreif werden und nur ein bis zwei Eier pro Gelege haben. 

Das Wissen und die Fähigkeiten, die Dr. Dominik Fischer an die Tierärztinnen und Tierärzte in Kenia weitergab, erlernte er im Tiermedizin-Studium, bei seiner anschließenden Spezialisierung zum Fachtierarzt für Vögel, Zootiere und Wildtiergesundheit beim European College of Zoological Medicine sowie im praktischen Umgang mit Vögeln in Zoos und Greifvogelstationen. Auch die weltweite Forschung an Tieren in menschlicher Obhut, sei es in Form von gezielten Forschungsarbeiten oder durch Erfahrungswerte im täglichen Umgang mit den Tieren, trägt dazu bei, das Leben von Wildtieren zu retten. Dazu sammeln Zoos und Aquarien Millionen von Tier- und Umweltdaten in der speziellen zoologischen Datenbank ZIMS (Zoological Information Management System). Auch alle veterinärmedizinischen Behandlungen und Befunde werden dort eingetragen. Dadurch können zum Beispiel weltweit Erfahrungen über das richtige Medikament und die richtige Dosierung ausgetauscht werden. Dieses Wissen kommt dann unter anderem auch den vergifteten Geiern in Afrika zugute. 

Der Toxikologie-Workshop in Kenia wurde u.a. möglich gemacht durch folgende Institutionen: Peregrine Fund (gemeinnützige Organisation, die gefährdete Greifvögel auf der ganzen Welt schützt), Smithsonian’s National Zoo & Conservation Biology Institute (Museums- und Forschungskomplex, zu dem auch ein Zoo gehört), Kenya Wildlife Service (Wildschutzbehörde, die sich für den Erhalt der kenianischen Nationalparks einsetzt), San Diego Zoo und The Kenya Bird of Prey Trust (Organisation, die sich für den Schutz der Greifvögel in Kenia einsetzt).

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Grüner Zoo Wuppertal
  • Grüner Zoo Wuppertal

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