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Architektur in Wuppertal: Der Jugendstil als prägende Epoche

Der Jugendstil stellt die prägende Epoche an der Wende zum 20. Jahrhundert dar - gesellschaftlich, kulturell und architektonisch.

Der Look der modernen Großstadt und die Ausdruckskraft von 4.500 Baudenkmälern: In Wuppertal gibt es immer etwas zu sehen. Laut dem Bund Deutscher Architekten (BDA) ist unsere Stadt nach Köln die Kommune mit den meisten Baudenkmälern in Nordrhein-Westfalen. Das Stadtbild ist geprägt von Fachwerk und Stuck, von Ornament und Nüchternheit, von Neoklassizismus bis Futurismus aus verschiedenen Stilepochen.  Alle bisher erschienenen Artikel zur Serie Architektur in Wuppertal findet man hier:

Ein Höhepunkt der Wuppertaler Architektur ist um die Jahrhundertwende erreicht. Die Frühindustrialisierung macht das Wuppertal Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem der reichsten Orte Europas. Den Reichtum zeigen die Unternehmer, indem sie nicht nur ihre eigenen Wohnhäuser prachtvoll errichten – wie man es zum Beispiel im Briller Viertel (Öffnet in einem neuen Tab) oder im Zooviertel sieht. Sie wollen die damals noch nicht vereinten Städte Barmen und Elberfeld attraktiv zeigen und stiften öffentliche Räume für Kunst und Kultur. Die Historische Stadthalle ist dafür ebenso ein Beispiel wie die Barmer Anlagen, die zweitgrößte private, öffentlich zugängliche Parkanlage Deutschlands.

Detail der Historische Stadthalle

Im Zuge der zunehmenden Bautätigkeit rund um den finanziellen Aufschwung im Wuppertal vollzieht sich der Aufbruch in die Moderne. Ende des 19. Jahrhunderts wird vielen Künstler*innen der Zeitgeist durch die Industrialisierung zu seelenlos. Sie entwickeln mit dem Jugendstil ein Gegenmodell, das den technischen Fortschritt mit neu benutzten Materialien vereinnahmt, sich aber u.a. auf Formen und Vorbilder aus der Natur bezieht. Stilisierte florale, aber auch geometrische Muster tauchen ab 1900 im Dekor der Architektur auf, im Fassadenschmuck, im Holzwerk der Türen und Fenster oder in den Buntglasfenstern. Der neue englische Landhausstil und die neue Bergische Bauweise sind weitere Merkmale des architektonischen Aufbruchs um 1900. Nach dem 1. Weltkrieg setzt sich die ornamentarme Variante des Jugendstils im Neuen Bauen/Bauhausarchitektur durch.

Zahlreiche Beispiele der bildenden Kunst der Moderne findet man im Wuppertaler Von der Heydt-Museum. Die Bewegung erfasste aber auch andere gesellschaftspolitische Felder und stieß massive Reformen an. Es wurde zum Beispiel um die Rechte der Arbeiter*innen gekämpft, und ebenso um die Rechte der Frauen. Hier taten sich mit der Frauenrechtlerin Helene Stöcker oder der engagierten Künstlerin Else Lasker-Schüler auch Wuppertalerinnen hervor.

Schwebebahnstation Völklinger Straße

Der Einfluss der Jugendstilbewegung auf die Architektur im Tal ist heute noch tausendfach zu sehen. Zu den bekanntesten Highlights zählen: Die Historische Stadthalle mit ihren floralen, geschwungenen Dekors in Foyer, Treppenhaus und dem Bankettsaal; die Schwebebahnstationen Völklinger Straße, Werther Brücke und Landgericht, die im geometrischen Jugendstil originalgetreu rekonstruiert wurden; oder die Villa Vogel, dem heutigen Edelrestaurant Scarpati, die vom berühmten Münchener Architekten Emanuel von Seidl im Bergischen Heimatstil mit zahllosen Jugendstilelementen gestaltet wurde.

Eine beeindruckende Sammlung von Beispielen aus der Epoche bietet die Webseite „Jugendstil in Wuppertal“. Prof. Dr. Hermann Mahlberg und Dr. Hella Nußbaum, beide an der Bergischen Universität Wuppertal aktiv, haben hier ihre langjährige Forschung zum Thema in einer unterhaltsamen, kurzweiligen und eindrucksvoll bebilderten Webseite gebündelt. 

Ganze (Häuser-)Reihen von Highlights des Jugendstils findet man in den Wuppertaler Villenvierteln. Das Zooviertel wurde Ende des 19. Jahrhunderts als gesamtes Quartier geplant. Rund um den Zoo, der 1881 eröffnet wurde und zu den ältesten in Deutschland gehört, sollten Unternehmer und Angestellte Ruhe von der Industriestadt finden, denn es liegt topographisch von Elberfeld abgeschirmt. Der Bau der ersten Häuser begann 1893. Zahlreiche Häuser sind nach Art des Jugendstils gebaut oder besitzen prägende Elemente der Stilrichtung. Das Zooviertel steht seit 2004 als gesamtes Quartier unter Denkmalschutz. Noch gigantischer wirkt das Briller Viertel. Es ist das größte zusammenhängende Villenviertel aus der Gründerzeit in Deutschland. Hier stehen die Herrenhäuser der großen Unternehmer der Industrialisierung. Sie kauften sich die Künste von den bekanntesten Architekten des Landes ein. Ein eindrucksvolles Haus folgt aufs andere. 

Bei geführten Stadtführungen und Stadtrundfahrten von Wuppertal Marketing können Sie die Villenviertel Wuppertals entdecken. Information und Buchung bei Wuppertal Touristik oder online (Öffnet in einem neuen Tab).

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Bildnachweise

  • Copyright: Joachim Cluesserath
  • ©Stadt Wuppertal
  • Joachim Cluesserath

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