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Antidiskriminierungsstelle

Tag der deutschen Sprache am 10.09.2022

Der „Tag der deutschen Sprache“ geht auf die Anregung des Vereins Deutscher Sprache e.V. zurück. Dieser Tag soll einmal jährlich, so der Verein, unter anderem „ein Sprachbewusstsein schaffen und festigen, das den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern eindämmt“. Im Mittelpunkt soll stattdessen „der Sinn für die Ausdruckskraft der deutschen Sprache“ stehen, die „Wichtigkeit der Muttersprache“ und dergleichen mehr. 

Unter historischen Gesichtspunkten betrachtet, drückt sich hier eine Idee des 19. Jahrhunderts aus. Das 19. Jahrhundert ist das Jahrhundert des nation bulding, des Etablierens von Nationen, nationalen Symbolen und Gefühlen der Zugehörigkeit zu einer Nation. 

Mit dem Gebrauch des Begriffs „nation bulding“  durchkreuzen wir das erste Anliegen des Vereins für den „Tag der deutschen Sprache“. 

Es stellt sich die Frage, warum wir den unkritischen Gebrauch von Wörtern eindämmen sollen? Warum „Fremdwörter“ eindämmen? Und warum überhaupt einen Damm errichten, eine Bremse in das Fließen der lebendigen Sprache in unserem sprachlichen Miteinander? Sprache ist schließlich stets dynamisch und in Veränderung begriffen, sie spiegelt gesellschaftlichen Wandel wieder und stößt ihn zugleich an.

Geht es vielleicht um Fremdwörter wie „nice“ oder „bro“, um „woke“ oder „fancy“? Schickt es sich am „Tag der deutschen Sprache“ vielleicht nicht, derart zu sprechen? 

Oder geht es hintergründig um das berühmte „Türkisch auf Schulhöfen“, um das „Fremde“ der arabischen oder hebräischen Sprachen? Was ist das Fremde, das es an diesem Tag einzudämmen gilt? Das heißt zugleich, was ist das Vertraute? Die Sprache der Mutter vielleicht, deren „Wichtigkeit“ in den Anliegen des Vereins betont wird? Der biologischen Mutter oder vielleicht jener Figur der sprachlichen Erdichtung einer „Mutter der Nation“? 

Geht es an diesem „Tag der deutschen Sprache“ also um eine - Jahr für Jahr - zu wiederholende Erneuerung der Idee einer nationalen Sprache, einer deutschsprachigen Monolingualität inmitten eines Meeres oder Zuflusses fremder Sprachen? Geht es um den Damm, die Festung und die Wiederkehr eines deutschen Sprachkörpers, der im Jahrhundert seiner Entstehung als Nation gleich zwei „Weltkriege“, Rassenhygiene und Genozide zu verantworten hat? Oder geht es um die „Ausdruckskraft der deutschen Sprache“ als Amtssprache? Oder um die „Ausdruckskraft“ der unzählbaren Register und Varianten von Dialekten, Fachsprachen, Soziolekten, Jugendsprachen und das ganze Durch- und Miteinander lebendiger Sprachen? So ganz klar wird es nicht. Deshalb positionieren wir uns!

Uns geht es auf jeden Fall um eine dynamische Sprache, die sich verändert und damit auch Bilder, die durch Sprache entstehen, verändern können. Dazu gehört auch die Veränderung von Geschlechterzuschreibungen, die sich verändern (müssen). In der Verwaltung verwenden wird deshalb den so genannten „Genderstern“. Also liebe Mitmenschen, Bürger*innen, Kund*innen, Kompliz*innen, Kooperationspartner*innen: setzen wir darauf, dass sich durch die Veränderung der Sprache auch Zuschreibungen und Bilder verändern und Vision Realität wird.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Wuppertal

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