Die Wiener Philharmoniker fühlten sich hier „wie zu Hause“, die große Pianistin Hélène Grimaud nannte ihn einen „fast magischen Ort für Musik“ und Sir Simon Rattle riet den Münchnern, sie sollten „nach Wuppertal schauen“. Kurz nach dem SZ-Interview mit Rattle, das im November letzten Jahres hohe Wellen schlug, meldete sich Professor Tapio Lokki von der Aalto Universität Finnland mit seinem Team in Wuppertal an, um den Großen Saal wissenschaftlich zu vermessen.
Der preisgekrönte Forscher hat eine neuartige Methode entwickelt, die den präzisen Vergleich der Akustik von Konzertsälen ermöglicht. Dabei fließen neben rein physikalischen Messungen auch sensorische Bewertungen des Raumklangs mit ein. Lokkis Fazit: „Stadthalle Wuppertal is not very well known among acousticians worldwide. However, the hall has very nice acoustics and it should be much better known. We really liked the Stadthalle and it definitely supports to full dynamics that an orchestra can play. It is one of the best concert halls in Europe.“
Die finnischen Akustiker haben einen Sinfonieorchester-Simulator, das sogenannte „loudspeaker orchestra“, entwickelt und damit den Raumklang von 19 europäischen Konzertsälen eingefangen. Der Aufbau war überall exakt gleich, so dass der Saal als einzig veränderlicher Faktor den Klang der Aufnahmen beeinflusste. Dies ermöglichte später im Labor einen sehr präzisen Vergleich der Akustikeigenschaften.
Beim Anhören der Musik aus den einzelnen Sälen mit der räumlichen Klangwiedergabe im Labor wurden alle subjektiven Hörtests auch mit sensorischen Prüfmethoden durchgeführt, die die unterschiedlichen Wahrnehmungsfaktoren zwischen den Konzertsälen offenbaren. Mit dieser Kombination aus objektiven und subjektiven sensorischen Daten konnte Professor Lokkis Team die Bevorzugung bestimmter Konzertsäle erklären.
Dabei hat die traditionelle „Schuhkarton“-Architektur eindeutig die Nase vorn: Die akustisch besten Konzertsäle Europas – Concertgebouw Amsterdam, Wiener Musikverein, Historische Stadthalle Wuppertal, Konzerthaus Berlin – sind alle ähnlich gebaut.