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WuppertalPressemeldung – 07.10.2016

Besuch aus Kopenhagen

Nachkommen jüdischer Wuppertaler kommen in die Heimat ihrer Vorfahren: Vom 6. bis zum 10. Oktober kommt die Enkelin des Elberfelder jüdischen Kaufmanns Alex Berger und seiner Frau Henriette mit ihrer Familie nach Wuppertal und besucht die Stadt ihrer Großeltern und ihrer Mutter. Am Freitag, 7. Oktober, empfing Oberbürgermeister Andreas Mucke die Nachkommen der Holocaust-Opfer und Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte Alte Synagoge im Rathaus.

Der jüdische Kaufmann Alex Berger führte in der Elberfelder Erholungstraße 34 das Bettengeschäft Alsberg, später „Betten Berger“. Seit 1919 war Alex Berger mit Henriette Moll verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Margot, geboren 1922, und Ruth, 1924. Nach der Geburt der Töchter zog die Großmutter, Henriettes Mutter Josefine Moll, nach Wuppertal, um der jungen Familie im Haushalt zu helfen. Die Mutter Henriette starb Ostern 1938 an einem Darmverschluss, weil kein Krankenhaus die Jüdin als Patientin aufnehmen wollte. Ihr Gab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg. Der Vater wurde seit 1933 unter zunehmenden wirtschaftlichen Druck gesetzt und musste 1938 sein Geschäft aufgeben, arbeitete nun als Zwangsarbeiter in einer Fabrik in Velbert.

Die Töchter, die als zwei von vier Jüdinnen die katholische St. Anna Schule besucht hatten, mussten nach der Pogrom-Nacht 1938 die Schule verlassen. Jüdischen Kindern war seit dem 15.11.1938 der Besuch öffentlicher Schulen untersagt. Die Familie musste in eine sogenanntes „Judenhaus“ in der Hofaue 67 umziehen. Dem Vater gelang es 1939, seine Töchter auf einen so genannten „Kindertransport“ nach England zu geben, wo sie in Familien untergebracht wurden. So konnten sie überleben.

Alex Berger wurde mit dem ersten Transport Wuppertaler Juden am 26.10.1941 in das Ghetto „Litzmannstadt“ (Lots) deportiert und von dort am 12.9.1942 in das Vernichtungslager Chelmno, wo er vermutlich sofort vergast wurde.
Seine Schwiegermutter, die in das jüdische Altersheim an der Straße der SA (heute Friedrich-Ebert-Straße) 73 umziehen musste, kam auf den letzten der vier Wuppertaler Juden-Transporte und wurde am 20. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Sie starb dort im Juli 1943.

Die Töchter Ruth und Margot zogen später nach Dänemark, Margot heiratete und bekam drei Kinder, Ulla, Eric und Alex. Ruth blieb unverheiratet. Beide Frauen hatten sehr bald wieder Kontakt zu Wuppertal, weil sie zu den jährlichen Treffen mit ihren früheren Klassenkameradinnen eingeladen wurden. Margot Andreasen ist 2010 gestorben, Ruth lebt noch, ist aber schwer an Demenz erkrankt.
Für Alex Berger und Josefine Moll liegen vor dem Haus Erholungstraße 34 seit Februar 2008 Stolpersteine.

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