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WuppertalPressemeldung – 22.09.2017

Martin-Gauger-Brücke offiziell eingeweiht

Er ist der einzige namentlich bekannte Jurist in Deutschland, der nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten den Treueeid auf Adolf Hitler verweigerte, 1941 wurde er in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet: Zum Gedenken an den Wuppertaler Pazifisten Martin Gauger ist in dieser Woche eine Brücke an der Wuppertaler Gerichtsinsel nach ihm benannt worden.

Rund 50 Menschen wohnten der feierlichen Einweihung der Martin-Gauger-Brücke und der Enthüllung der dazugehörigen Gedenktafel am vergangenen Dienstag, 19. September, bei. Mit dabei: Ursula Tangen und Martina Heiland, zwei Nichten des ermordeten Juristen, außerdem interessierte Bürger und Vertreter der Staatsanwaltschaft, des Landgerichts und der Politik.

Erinnerung an die mutigen Entscheidungen Gaugers

 „Es ist nur eine kleine Geste, mit der wir hoffen, diesem Menschen zumindest ein wenig gerecht zu werden“, richtete sich Elberfelds Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius an die Anwesenden. Martin Gauger habe damals „einen Schritt gewagt, den wir uns mit unserem Kleinmut gar nicht vorstellen können“.

Auch Siegfried Mielke, Vizepräsident des Landgerichts, fand deutliche Worte: „Wir ehren heute einen Juristen, der als einer der wenigen dem Naziregime die Stirn geboten hat – und damit letztendlich mit dem Tod bezahlte.“

Die Idee zur Benennung der Brücke nach Martin Gauger stammt vom Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal. Der Verein hatte bei der Bezirksvertretung Elberfeld einen entsprechenden Bürgerantrag gestellt, der einstimmig beschlossen wurde.

Die Gedenktafel ist leicht zu finden: Sie befindet sich links vom Eingang zur Schwebebahn-Station „Landgericht“.

Biographie auf der Gedenktafel

Die Tafel erinnert mit folgendem Text an den Wuppertaler Juristen:

„Martin-Gauger-Brücke

„Ich kann diesen Krieg nicht fördern, ich kann nicht helfen, daß das Meer von Blut und Tränen noch andere Länder überflutet.“

Als einziger namentlich bekannter Jurist in Deutschland verweigerte im Sommer 1934 der am Landgericht Wuppertal tätige Martin Gauger (geb. am 4. August 1905 in Elberfeld) den Treueeid auf Adolf Hitler. Auslöser war die Verhaftung seines Vaters, des Pfarrers Joseph Gauger.

Martin Gauger wurde nach seiner Verweigerung des Treueeids sofort aus dem Staatsdienst entlassen und seine Dissertation 1936 als „schändliches und unerwünschtes Schrifttum“ beschlagnahmt. 1939 verweigerte der bekennende Christ den Wehrdienst, obwohl er wusste, dass darauf im NS-Regime die Todesstrafe stand. Es wäre ihm unerträglich gewesen, schrieb er, „wenn ich jenen uneingeschränkten Eid der Treue und des Gehorsams gegenüber jemandem geleistet hätte, der seinerseits an kein Recht und kein Gesetzt gebunden ist“.

Um seiner Mutter seine Enthauptung zu ersparen, beging er einen Suizidversuch, der misslang. Auf seiner anschließenden Flucht nach England im Mai 1940 wurde er in den von der Wahrmacht besetzten Niederlanden verwundet und verhaftet. Im Juni 1941 wurde er ins KZ Buchenwald verbracht. In dieser Zeit bat seine Mutter die Bischöfe der evangelischen Landeskirchen Bayern und Württemberg vergeblich um Hilfe. Am 14. Juli wurde Martin Gauger mit einem sogenannten „Invalidentransport“ in die Euthanasie-Anstalt Pirna-Sonnenstein gebracht und ermordet. Die offizielle Todesursache lautete „Herzschlag“.“

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Wuppertal

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