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„Sehr wertvolles Baugelände“: Roth und der Neubau des Barmer Rathauses

„Für die Architekturgestaltung war dem Künstler mit Rücksicht auf die bereits eingangs erwähnte Umgebung der Ausdruck „monumentalster Ruhe“ ein Haupterfordernis“, notiert das „Zentralblatt der Bauverwaltung“ in seinem 34. Jahrgang von 1914 auf den Seiten 170 und folgende.

Der „Künstler“ war Architekt Karl Roth, der bereits Rathäuser in Dresden und Kassel gebaut hatte. Er wollte und sollte Monumentales schaffen – schließlich hatte die damals noch unabhängige Stadt Elberfeld sich 1900 ein prächtiges Rathaus gegönnt – dem wollten die Barmer nicht nachstehen.

Der Grundstein für das damals neue Rathaus in Barmen war bereits 1908 gelegt worden, wegen fehlender Mittel, politischer und kriegsbedingter Wirren dauerte es aber bis zum 23. April 1921, bis der Bau eingeweiht werden konnte. „Die Einweihung des Hauses im April 1921 galt vor allem der Inbetriebnahme der dringend benötigten Sitzungsräume. Der Westflügel des Baues wird erst im Frühjahr d. J. in Gebrauch kommen können, die Herstellung des Marktplatzes mit den zwei Ladenbauten geschieht im Laufe dieses Jahres“, notierte Roth in einem Beitrag für das „Zentralblatt der Bauverwaltung“ am 3.Juni 1922. In der Zwischenzeit hatte der Kassenflügel – der heutige Lichthof – 1914 als Lazarett dienen müssen. 

Nicht verwirklicht wurden andere, hochfliegende Pläne des Architekten: „…es ist jedoch geplant, die spätere Erweiterung des Rathauses als riesigen Bureauturm nach Art der amerikanischen Wolkenkratzer vorzunehmen. Und zwar soll dieser etwa 50 m hinter der Rathausfront in einer Abmessung von 21:21 m und in einer Höhe von 110 m erbaut werden. Ich kann mir denken, daß dies Motiv für eine Industriestadt wie Barmen außerordentlich charakteristisch wirken wird, zumal auch der Turm in voller Höhe ausgenutzt werden kann. Er würde somit der erste Wolkenkratzer auf deutschem Boden sein.“ (Zentralblatt der Bauverwaltung, 34. Jahrgang 1914, S. 170 ff.). 

Auch andere Zwänge bestimmten die Planungen Roths: „Die Grundrißanordnung weist zwei Besonderheiten auf. Wegen des sehr wertvollen Baugeländes und aus Gründen der Wirtschaftlichkeit mußten im Erdgeschoß an den Straßen- und Platzseiten Läden angeordnet werden. Um sie im Architekturbilde nicht störend zu empfinden, sind sie hinter einen Laubengang gelegt, der durch zwei Geschosse reicht und der Beleuchtung wegen die große Bogenspannung von 5.00 m erhalten hat“ (Zentralblatt der Bauverwaltung, 34. Jahrgang 1914, S. 170 ff.).

Auch von steigenden Baukosten wusste Roth schon damals ein Lied zu singen: „Veranschlagt war der Rathausbau ohne innere Einrichtung auf 4,2 Mill. Mark; nach Aufstellung der Bauverwaltung werden sich die Kosten in folge der Kriegsteuerung voraussichtlich auf 21 Mill. Mark belaufen“ (Zentralblatt der Bauverwaltung 3.6.1922, S. 270 ff.).

Dafür bescherte Roth den Barmern einen repräsentativen Bau, der sich an der neuesten Mode orientierte: „Sodann sind die Kassenräume, dem Beispiel neuzeitlich eingerichteter Bankgebäude folgend, durch Oberlicht beleuchtet und in einem besonderen Flüge! hinten an das Rathaus angebaut. Um den Oberlichtsaal herum liegen, nur durch Glasverschläge vom Hauptkassenraum getrennt, die Räume für die Sekretäre, Buchhalter und Hilfsbeamten der Zentralkassenverwaltung“ (Zentralblatt der Bauverwaltung, 34. Jahrgang 1914, S. 170 ff.).

Auch an die Mitarbeiter der Verwaltung hatte Roth bei seinen Plänen gedacht: „Im Untergeschoß wird der Ratskeller eingerichtet. Er erhält seinen Eingang rechts vom Haupteingang des Rathauses und wird außer den Gasträumen noch eine besondere Trinkstube für die Verwaltung und für die Stadtverordneten aufnehmen. Es wird beabsichtigt, dort Ratswein im Eigenbetrieb auszuschenken“ (Zentralblatt der Bauverwaltung, 34. Jahrgang 1914, S. 170 ff.). Die Zeiten haben sich geändert: Heute gibt es keinen Ratskeller mehr. Fürs leibliche Wohl der Rathaus-Mitarbeiter ist trotzdem gesorgt: Eine Zapfstelle im Kasino gegenüber dem Ratssaal versorgt Durstige. Mit frischem Wasser.

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