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Die Turmbahn am Toelleturm in Barmen

Die Turmbahn am Toelleturm in Barmen

Die Fahrgeschäfte im Phantasialand werden auch immer verrückter, hier fährt eine Plattform, in der die Vergnügungssüchtigen sitzen, nach oben, um dann mit „Freifall“-Geschwindigkeit wieder in die Tiefe zu sausen, unter dem großen Geschrei der nervengekitzelten Fahrteilnehmer.

 

Aber dieses Fahrgeschäft auf der Postkarte des Barmer Fotografen Wilhelm Fülle steht gar nicht im Phantasialand, denn die Aufnahme stammt ca. aus dem Jahre 1898 und da gab es das Phantasialand ja noch gar nicht. Und dieses Fahrgeschäft ist auch gar kein Fahrgeschäft, sondern die elektrische Turmbahn auf dem Sport- und Spielplatz am Luftkurhaus in Barmen.

 

Adolf Vorwerk (1853-1925), ein bedeutender Barmer Unternehmer, war es, der dieses Highlight der Berliner Gewerbeausstellung für schlappe 30000 Mark erwerben konnte. Er wollte damit die Barmer Südhöhen um eine weitere Attraktion bereichern und hoffte auf einen regen Besucherstrom. Auch wenn der Kostenaufwand von 250000 Mark auf der Berliner Gewerbeausstellung der Betreibergesellschaft das Genick gebrochen hatte, musste sich auch für Adolf Vorwerk der 100000 Mark teure Bahntransport und die Wiedererrichtung der Turmbahn erst noch amortisieren.

 

Es wurden beim Aufbau in Barmen nur geringfügige Änderungen gegenüber der ursprünglichen Konstruktion dreier Berliner Firmen vorgenommen. Der Unterbau wurde neu gestaltet und enthielt statt einer Gastronomie Maschinenräume, Toiletten, Garderobe und Verkaufsräume. Der obere Teil der Anlage behielt sein leicht orientalisches Aussehen. Am 27. Mai 1898 gab es eine Eröffnungsfeier mit Musikkorps und spezieller Beleuchtung.

 

100 Personen konnten sich gleichzeitig in einem Fahrkorb in 52 m Höhe katapultieren lassen, fast doch wie in einem Karrussell, denn der Fahrkorb drehte sich auf dem Wege nach oben mehrfach um seine eigene Achse. Über zwei Wendeltreppen gelangte man in die Turmkuppel. Hier hatte man nun einen gigantischen Ausblick, nicht nur über den nur 20 m hohen Toelleturm, über Barmen und Elberfeld hinweg, sogar den Kölner Dom konnte man sehen, vor allem durch das in der Kuppel angebrachte Fernrohr.

 

Aber auch das Beiprogramm musste stimmen: Abends wurde der Turm effektvoll beleuchtet, drum herum wurde Gastronomie angesiedelt, es gab Spielplätze, Rasentennisplätze und eine Radfahrbahn. 1908 war der Spaß allerdings schon wieder vorbei. Turmbahn und Spielstätten rentierten sich auf Dauer nicht. Adolf Vorwerk verkaufte die Anlage wieder, das Gelände übernahm der Barmer Tennisclub. Zur Freude der Bewohner des nahen neuen Villenviertels, denn nun herrschte wieder Ruhe im Lande.

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