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Intern. Schachkongress 1905 in der Concordia in Barmen

Internationaler Schachkongress 1905 in der Concordia in Barmen

Wer nur kurz auf das Foto schaut, könnte den Eindruck gewinnen, dass hier das Innere einer großen, luxuriösen Bibliothek zu sehen ist, schließlich hängt hinten an der Wand sogar ein Schild mit der Aufschrift „Silentium!“, also „Ruhe bitte!“ damit man ungestört lesen und arbeiten kann. Vielleicht denkt man auch unwillkürlich an den edlen Speisesaal in der Zauberschule von Harry Potter. Aber sitzt man beim Lesen oder Essen so quer auf dem Stuhl oder stützt beim Essen die Arme auf den Tisch, wie es hier manche tun? Und wieso stehen da Uhren auf den Tischen? Kann man denn hier nicht ungestört, ohne Zeitdruck, essen oder lesen?

 

Alles Unsinn, denn hier wurde vom Elberfelder Fotografen R. Schlegel am 15. August 1905 eine Momentaufnahme eines der größten Internationalen Schachturniere aller Zeiten festgehalten. Dies fand vom 12. bis 31.8.1905 im prunkvollen Konzertsaal der Barmer Concordia statt, der erst am Abend vor Silvester 1899 eingeweiht worden war.

 

Wobei: Momentaufnahme beim Schach ist relativ, denn eine Aufnahme an einem anderen Tag des Schachturnieres hätte wohl genauso ausgesehen: Viele Männer von internationalen Schachvereinen, die bei den diversen Schachpartien sich an den Tischen einander gegenüber sitzen und unter großer nervlicher Anspannung, ungeduldig oder vielleicht auch nur gelangweilt darauf warten, dass der Gegner endlich einen Zug macht. Und zwischendurch ein Schwätzchen halten geht ja auch nicht. Silentium eben! Vermutlich war es so still im Saal, dass man jedes Magenknurren hören konnte.

 

Der Barmer Schachverein von 1865, einer der ältesten deutschen Schachvereine, hat dieses Turnier ausgetragen. Bereits 1852 erwähnt, wurde der Verein am 27.2.1865 im damaligen Schützenhaus am Alten Markt neu konstituiert und hatte nur ein Vierteljahr später bereits 70 Mitglieder. Jede Menge Turniere hat der Barmer Schachverein im Laufe der Jahre ausgetragen. Dieser Internationale Schachkongress in den Räumen der Concordia umfasste immerhin 2 Meisterturniere, 3 Hauptturniere und 1 Nebenturnier, dazu kamen noch die Verbandsturniere des Niederrheinischen Schachverbandes 1901, der ebenfalls mit von der Partie war. Sieger des Meisterturniers A waren übrigens David Janowski aus Polen und Geza Maroczy aus Ungarn.

 

Aber es gab ungeachtet der etwas entschleunigten Szenerie noch mehr interessante Events: Am 16. August 1905 wurde extra zu Ehren des Barmer Internationalen Schachkongresses im Barmer Stadttheater eine Schachoperette gegeben: „Der Seekadett“. Dabei wurden ein neuer Schachmarsch und ein Schachwalzer uraufgeführt. Das zeigt doch, dass dieser Schachkongress als bedeutende sportlich-kulturelle Veranstaltung in Barmen wahrgenommen wurde. Am 20. August 1905 gab es in der Concordia ein Festbankett anlässlich des 40jährigen Bestehens des Barmer Schach-Vereins (und des vierten Stiftungsfestes des Niederrheinischen Schachverbandes). Und am letzten Turniertag, am 31. August 1905, spielte Ossip Bernstein simultan gegen 34 Gegner, von denen er allerdings nur 22 besiegen konnte, 2 Spiele endeten remis, 10 gingen verloren.

 

Natürlich gäbe es auch viel über die Concordia selbst zu schreiben, und deshalb wird ihr bei nächster Gelegenheit ein eigenes „Foto des Monats“ gewidmet. Etwas Geduld bitte, wie sie den Herren auf dem Foto ja auch abverlangt wird…Schachmatt!

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