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WuppertalKultur & Bildung

Der Exerzierplatz

Der Exerzierplatz

Als „öde, nutzlose Fläche“ beschrieb Karl Coutelle diesen Ort noch 1852. Besonders belebt und benutzt sieht diese Freifläche hier auf dem Foto auch Anfang des 20. Jahrhunderts nicht aus. Die noch jungen Bäume, die Bank und die wenigen Personen wirken recht verloren vor der Weite des Platzes. Wären dahinter nicht die Häuserzeilen und diese Burg dazwischen, sähe dieser Ort wahrlich etwas triste aus. Wo sind wir hier überhaupt und was ist das für eine Burg?

 

Wir befinden uns auf dem Engelnberg, 197 m über dem Meeresspiegel, und nutzlos war und ist dieser Platz, der immerhin eine Größe von 13200 m² hat, nun wirklich nicht. Er wurde nämlich bereits 1825/26 als Exerzierplatz für die Bergische Landwehr hergerichtet und diente diesem Zweck bis 1919. Und weil er so groß war und viele Leute aufnehmen konnte, musste er auch als Festplatz für alle möglichen Elberfelder Volksfeste herhalten. Von wegen öde und nutzlos. Außerdem reicht seine Geschichte möglicherweise noch weiter zurück, denn man munkelt, dass hier einst eine alte Wallburg, die Burg Engelnberg gestanden hat, aber nichts Genaues weiß man nicht.

 

Dieser seit dem 19.4.1898 offiziell als „Exerzierplatz“ bezeichnete Ort wurde in alten Adressbüchern auch vorher schon so genannt und wurde 1899 ausgebaut, da die Stadt Elberfeld sich bis hierher ausgedehnt hatte. Dieser Engelnberg wurde vollständig zugebaut und der Exerzierplatz zum Mittelpunkt dieses „Ostersbaum“ genannten Wohnviertels, das sich heute von der A 46 im Norden bis zum Hofkamp im Süden erstreckt und auch große Teile der Hardt umfasst.

 

Eine „Engelnburg“ gibt es aber trotzdem, es ist zwar keine Wallburg, sondern nur ein viergeschossiger Wohnkomplex mit Gaststätte, der im Volksmund so genannt wird. Er war also nicht als Nachfolgeburg der mutmaßlichen alten Burg Engelnberg errichtet worden, sah mit seinen Türmen und Türmchen, seinen Zinnen, die den Rahmen einer Dachterrasse zierten und seiner ungewöhnlichen Fassadengestaltung aber so aus wie eine Burg. Der Bauherr, der Wegebauaufseher Karl Erb, hatte dieses im Stile eines Bügeleisenhauses im Jahre 1900 errichtete Gebäude ursprünglich als Hotel vorgesehen. Es ist so markant, dass es einem auch auf dem Foto direkt ins Gesicht springt. Vielleicht wurde ja sogar Friedrich Hundertwasser beim Bau seiner Hundertwasser-Häuser davon inspiriert…Seit 1987 steht diese Engelnburg unter Baudenkmalschutz und wurde zwischenzeitlich, etwas modifiziert, vollständig renoviert.

 

Im Jahre 1910 ging es auf dem Exerzierplatz recht lebhaft zu, denn anlässlich der 300-Jahrfeier der Stadt Elberfeld stiftete August von der Heydt einen „Gerechtigkeitsbrunnen“, der hier auf dem Platz aufgestellt wurde. Auf einem im Stadtarchiv vorhandenen Foto gleicht das Schreiten der Festgruppen über den Exerzierplatz bei der feierlichen Einweihung des Brunnens dem Exerzieren des Militärs. Die Frauenfigur aus Bronze, die den oberen Teil des Brunnens bildete, fehlt allerdings heute, weil die Nationalsozialisten diese als „entartete Kunst“ entfernen ließen.

 

1922 wurde der Exerzierplatz in „Platz der Republik“ umbenannt und abgesehen davon, dass die Nazis ihn im Jahre 1933 nochmal in „Exerzierplatz“ umtauften und ihn auch zum Rummarschieren nutzten, heißt er auch heute noch so. Im Jahre 1941/42 wurde an der Nordseite des Platzes ein 18000 m³ umfassender Luftschutz-Hochbunker errichtet, der bis 1957 als Notunterkunft diente. Nach einer zwischenzeitlichen Karriere als Jazz-Keller wurde er 2009 abgerissen und der Platz der Republik neu gestaltet.

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