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WuppertalKultur & Bildung

Das Zillertal im Gelpetal

Das Zillertal im Gelpetal

„Das Zillertal bietet Ihnen Urlaubsträume das ganze Jahr!“ So lädt uns die Internetseite zillertal-online.at zum Urlaub machen ein. Und so ist auch meine Oma in den 1950er Jahren schon mit dem Reisebus in die herrliche Bergwelt der Zillertaler Alpen gereist. Wie schön es dort ist, sehen wir auf diesem Foto von Manfred und Waltraud Jakob aus Wuppertal. Ein Bootsteich mit Gasthaus, umgeben von Wald und Bergen. Aber Moment, ist das denn wirklich in den Alpen? So hoch sind die Berge hier auf dem Foto doch gar nicht. Also, wir sehen hier in jedem Fall das Zillertal, es ist schön und lädt uns zum Urlaub machen ein, aber es ist natürlich das Zillertal im Gelpetal im Süden der Stadt Wuppertal an der Grenze zur Nachbarstadt Remscheid. Und auch auf der Homepage des Ausflugslokals „Haus Zillertal“ werden wir zur Entspannung und Erholung ermuntert. Ausflüge ins Zillertal lohnen sich immer, egal, ob in Österreich oder im Bergischen!

 

Das Aufnahmedatum des Fotos ist nicht bekannt, aber es dürfte schon ein paar Jahrzehnte alt sein. Zillertal nennt sich der untere Teil des Gelpetals, wo sich nicht Fulda und Werra, aber Gelpe und Saalbach vereinen, deren Wasser über den Morsbach am Ende in der Wupper landen. Die Bezeichnung „Gelpe“ soll übrigens aus dem Althochdeutschen kommen und in etwa „rauschender Bach“ heißen. Die Gelpe speist auch den Bootsteich auf dem Foto und so lauscht man dem Rauschen hier wohl vergeblich.

 

Früher hatte dieses Tal eher keine Erholungsfunktion, denn hier blühte vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das bergische Eisengewerbe. Schon im Mittelalter wurde hier Eisen verarbeitet und da nun mal in den Tälern um Wuppertal, Remscheid und Solingen überall Wasser floss, konnten sich hier wunderbar Hammerwerke und Schleifkotten ansiedeln, die von Wasserrädern angetrieben wurden (sog. Wassertriebwerke). In den Hammerwerken wurde mit Hilfe der Wasserkraft ein Hammer betrieben, mit dem Eisen verarbeitet wurde und in den Schleifkotten entstanden alle möglichen Gebrauchsgegenstände wie Scheren, Messer, Schwerter usw. Jedenfalls gab es allein im Bereich von Gelpe und Saalbach 25 Hämmer und Schleifkotten, das erste Wassertriebwerk wird hier bereits im Jahre 1580 erwähnt, im Gelpetal selbst 1607. Die Erzeugnisse aus diesem Raum wurden in ganz Europa verkauft.

 

Mit der fortschreitenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden allerdings die Wasserräder zunehmend von Dampfmaschinen verdrängt, so dass die Wassertriebwerke, soweit sie nicht umgerüstet wurden, ihre Bedeutung verloren, teilweise abgebrochen wurden oder verfielen. Im Gelpetal war ein letzter Hammer noch bis in die 1950er Jahre in Betrieb. Erhalten geblieben ist nur der Steffenshammer, der zur Stadt Remscheid gehört. Im Gelpetal selbst wurde der zwischenzeitlich verfallene Käshammer als historisches Hammerwerk restauriert. So wie die meisten Hammerwerke einen Stauteich zur Unterstützung der Wasserkraftnutzung hatten, wurde die Gelpe auch am Käshammer zu einem Hammerteich aufgestaut, der mit Gründung einer Gaststätte Ende des 19. Jahrhunderts auch freizeitmäßig genutzt wurde, wie der Zillertal-Teich auf dem Foto.

 

Kaum vorstellbar, dass man kurz vor dem Ersten Weltkrieg allen Ernstes ins Auge gefasst hatte, das Gelpetal einer Talsperre für die Wasserversorgung von Elberfeld zu opfern, aber hier hatte der kriegsbedingte Geldmangel einen positiven Effekt, nämlich den, dass man diesen Plan nach Ende des Krieges wieder fallen ließ. So steht denn das Gelpetal mit Zillertal und Käshammer noch heute Erholungssuchenden und Wanderfans vor allem aus Wuppertal und Remscheid zur Verfügung und auch wenn es manches Lokal im Tal, wie das Restaurant „Bergisch Nizza“, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, nicht mehr gibt, so kann man einem industriegeschichtlichen Lehrpfad folgen oder einfach nur die Natur genießen und da wir jetzt Frühling haben...

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