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WuppertalKultur & Bildung

Hotel Kaiserhof am Döppersberg und Brausenwerth

Hotel Kaiserhof am Döppersberg und Brausenwerth

Ein reges Treiben herrscht hier auf der Straße. Ob die Menschen zu diesem großen Gebäude streben, das aussieht wie ein Krankenhaus oder ein Sanatorium, um kranke Angehörige zu besuchen? Wohl eher nicht, denn es ist die Rückseite des imposanten Neubaus des Hotels Kaiserhof gegenüber dem Bahnhof am Döppersberg. Aber das Wetter ist schön, vielleicht ist Sonntag, ein Tag, der sich für einen Ausflug eignet. So kann es sein, dass die Menschengruppe auf dem Bürgersteig zum Bahnhof läuft, um mit dem Zug z. B. an den Rhein zu fahren. Das große Hotelgebäude scheinen sie gar nicht wahrzunehmen, allzu sehr sind sie in Gespräche vertieft. Dabei war das Hotel Kaiserhof in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eines der renommiertesten Hotels in Elberfeld und Umgebung. Gut zu erreichen, denn wenn man mit dem Zug nach Elberfeld kam und das Bahnhofsgebäude verließ, schaute man direkt auf den Kaiserhof und auf der anderen Seite gelangte man schnurstracks in die Innenstadt.

 

Während das Hotel auf der Bahnhofsseite von weiteren großen Gebäuden umgeben war, nämlich dem Verwaltungsgebäude der Eisenbahndirektion Elberfeld und dem Hotel Europäischer Hof, hatte man auf der anderen Seite den parkähnlichen Brausenwerther Platz vor Augen, der hier auf dem Foto ansatzweise zu sehen ist. Wer auf der Terrasse des Hotels unter schattigen Bäumen saß, konnte den Blick auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das bis 1937 mitten auf dem Platz stand, lenken oder auf die Schwebebahn dahinter und sich vorstellen, wie der Kaiser hier im Jahre 1900 dieses von Eugen Langen konstruierte technische Wunderwerk ausprobierte. Also, eine Übernachtung in diesem Hotel hatte sicher etwas.

 

Dieser Hotelbau wurde 1911-1912 vom 1892 gegründeten Berliner Bauunternehmen Boswau & Knauer gebaut, das auch schon das Thalia-Theater realisiert hatte; den Entwurf lieferte das 1908 gegründete Kölner Architekturbüro Helbig & Klöckner. Sie errichteten einen mehrstöckigen Komplex mit einer Fassade aus vulkanischem Tuffstein, wobei ein Stockwerk im Bereich des Schrägdachs lag und dieses wiederum hatte mit einem barock wirkenden Turm, der an einen bayerischen „Zwiebelkirchturm“ erinnerte, einen echten Hingucker. Die Begrenzungen des Eingangsportals und der Fenster bestanden aus Muschelkalkstein. Dieser Hotelneubau ersetzte ein früheres Hotel Kaiserhof, der schon vor 1870 hier errichtet worden war. Ein dreigeschossiger Bau mit Walmdach, über den nicht viel bekannt ist. Er entstand vermutlich in Folge des 1848 errichteten Bahnhofs Döppersberg, der ja auch mehr Menschen nach Elberfeld brachte, die hier vielleicht gerne übernachteten.

 

Überhaupt hatte dieses Gebiet um den Kaiserhof seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine gewaltige Veränderung erfahren. Zunächst war es Feld- und Gartenland, und die Fläche zwischen Wupperufer und Hang wurde „Brausenwerth“ genannt. Der vom Wupperhochwasser oft überschwemmte trostlose Platz wurde zum Bleichen benutzt. 1829 wurde hier ein Schlachthaus gebaut und 1839 das erste städtische Gaswerk. Mit dem Bau der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahnstrecke und dem Elberfelder Bahnhof Mitte des 19. Jahrhunderts ging es dann richtig los: Der Brausenwerth wurde aufgeschüttet, so dass der Platz nun besser genutzt werden konnte. Jahrmärkte wurden abgehalten, die Feuerwehr übte an ihrem Steigerturm, der auf dem Platz direkt neben der Wupper stand und auch Hinrichtungen wurden vollzogen.

 

Weitere Veränderungen erfuhr der Platz dann ab 1887. Das erste Hotel Kaiserhof stand ja nun längst und bekam 1887 eine Badeanstalt zum Nachbarn und ein Jahr später das Stadttheater. 1893 wurde das Denkmal Kaiser-Wilhelms I. mitten auf dem Brausenwerther Platz errichtet. Ja, und krönender Abschluss der „Aufwertung“ dieses Gebietes am Döppersberg war eben der Neubau des Kaiserhofs. Er war so präsent, dass auf Fotos von der anderen Wupperseite aus das ebenfalls repräsentative Bahnhofsgebäude dahinter geradezu unscheinbar wirkt.

 

In der Folge der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde leider alles zunichte gemacht. Die Badeanstalt und das Stadttheater fielen den Bombenangriffen von 1943 zum Opfer, das ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogene Hotel Kaiserhof wurde zwar am 7. August 1948, mit einem Notdach versehen, als Provisorium wiederaufgebaut, aber 1960 war dann Schluss. Der wachsende Autoverkehr erforderte neue Straßen, der Döppersberg wurde zum Verkehrsknotenpunkt ausgebaut, so dass das Hotel hier keinen Platz mehr hatte und gesprengt werden musste. Auch der Brausenwerther Platz verschwand unter dem Asphalt.

 

Als kleiner Trost wurde etwas weiter östlich vom alten Standort ein neues Hotel gebaut und 1961 eröffnet, das seit 1995 unter dem Namen „InterCityHotel“ firmiert. Optisch hat es mit dem alten Hotel Kaiserhof nichts mehr zu tun, es wird aber von vielen Wuppertalern immer noch so genannt. Der Döppersberg steht ja nun wieder vor einer gewaltigen Umgestaltung, in deren Rahmen man auch überlegt hatte, das aktuelle „Kaiserhof-IntercityHotel“ einer 4. Variante zu opfern, nämlich einem Glaskasten mit 20 Etagen, aber das ist schon wieder Schnee von gestern. Vielleicht aber kommt in Zukunft das Bahnhofsgebäude wieder besser zur Geltung.

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