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Die Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn

Die Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn

Ein kleines Bahnhofsgebäude, umgeben von alten bergischen Wohnhäusern, dahinter zwei Kirchtürme und eine kleine, unter Dampf stehende Lokomotive, die zur Abfahrt bereitsteht. Diese historische Kulisse von Ronsdorf um 1900 mit den kleinen Personenzügen könnte eine wunderbare Landschaft für eine Modelleisenbahn abgeben. Dazu passt auch die Spurbreite der Bahn, die nur einen Meter beträgt. Das dürfte in etwa dem Maß einer kleinen Bahn entsprechen, die Besucher in offenen Wagen durch einen Vergnügungspark kutschiert.

 

Dabei sehen wir hier eine reguläre Bahnstrecke, nämlich die Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn, die von einer gleichnamigen Gesellschaft betrieben wurde. Diese wiederum wurde um 1890 von den Bergischen Städten Cronenberg, Lüttringhausen, Remscheid, Ronsdorf und Solingen sowie einigen Privatpersonen ins Leben gerufen. Anfang der 1890er Jahre wurde die Bahn dann von der Hannoveraner Firma Bau- und Betriebsgesellschaft G. Horstmann gebaut.

 

Tatsächlich wurde diese Bahnstrecke, vor allem zwischen 1893 und 1897, auch für Vergnügungsfahrten, also für Ausflüge zur Großbaustelle der Kaiser-Wilhelm-Brücke genutzt. Diese höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, besser bekannt unter dem späteren Namen „Müngstener Brücke“, wurde nämlich in diesem Zeitraum errichtet und am 15. Juli 1897 ihrer Bestimmung übergeben. So sind die Fahrgäste am kleinen Ronsdorfer Bahnhofsgebäude auf dem Foto vielleicht auch gerade auf dem Weg dorthin und warten auf das Zeichen der uniformierten Bahnbediensteten zur Abfahrt. Aber die Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn wurde natürlich nicht gebaut, um Kaffeefahrten zu einer Brückenbaustelle zu organisieren.

 

Nein, der eigentliche Grund war ein Wasserwerk an der Wupper in Grunenburg bei Solingen, das am 1. Januar 1883 zur Versorgung Solingens in Betrieb genommen worden war. Einige Jahre später kam auch noch ein Elektrizitätswerk hinzu. Die Pumpen und Generatoren der Werke brauchten Kohle aus dem Ruhrgebiet als Brennstoff und deshalb sollte diese neue Bahn als Güterstrecke dienen, um die benötigten Kohlen besser herankarren zu können. Blöd war nur, dass das Wasserwerk mit der Fertigstellung der Solinger Trinkwassertalsperre und des Wasserwerks Glüder im Juli 1903 schon wieder stillgelegt wurde. Aber auch etliche Fabriken der Privatpersonen, die die Bahngesellschaft mit gegründet hatten, konnten über diese Bahnstrecke mitversorgt werden.

 

Der Bau der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn ging in mehreren Abschnitten vor sich: Im Laufe des Jahre 1891 war eine 15,14 km lange Strecke von Ronsdorf bis Müngsten mit Dampflokomotiven befahrbar, Anfang 1892 war der Anschluss zum Wasserwerk in Grunenburg fertig. In die andere Richtung wurde am 10. Januar 1894 ein 4,4 km langes Teilstück bis zum Toelleturm in Barmen, ebenfalls für Dampfloks, in Betrieb genommen. Mit dieser sogenannten Waldstrecke bestand Anschluss an die Barmer Bergbahn, die ebenfalls 1894 eröffnet wurde, und einige Straßenbahnlinien. 1903 wurde die Bahn elektrifiziert und die letzte Dampflok fuhr am 13. April 1903.

 

Auch wenn zwischen 1906 und 1908 die Bahntrasse von Grunenburg bis Krähenhöhe bei Solingen für den Straßenbahnbetrieb erweitert wurde, war die Ronsdorf-Müngstener Eisenbahnstrecke unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein Flop, denn nach Schließung des Wasserwerks und des Elektrizitätswerks bei Solingen ließen sowohl der Güter- als auch der Personenverkehr spürbar nach. Was war die Folge? Im Januar 1917 erfolgte die erste Stilllegung der Teilstrecke von Müngsten bis Krähenhöhe, die gerade mal 10 Jahre in Betrieb war. Bei weiter nachlassender Frequenz wurde der Zugebetrieb immer weiter eingeschränkt und im September 1959 wurde die letzte Teilstrecke zwischen Ronsdorf Stadtbahnhof und Ronsdorf DB-Bahnhof stillgelegt.

 

Heute sind nur noch wenige Spuren dieser Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn vorhanden und damit sie nicht komplett vergessen wird, gibt es seit dem 25. März 2006 in Ronsdorf ein Denkmal mit Informationstafel, der man interessante Details zur Geschichte dieser Bahnstrecke entnehmen kann.

Herr Thorsten Dette
Abteilungsleiter

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