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WuppertalUmweltschutz

Umwelt- und Artenschutzmaßnahmen an der Nordbahntrasse

Die ehemalige Eisenbahntrasse zwischen Vohwinkel und Schee lag jahrzehntelang still. Die Natur hatte sich die Strecke zurückerobert. Sie war nahezu vollständig mit Bäumen und Sträuchern zugewachsen. Schon bei den Planungen für den Ausbau wurden daher zahlreiche Umwelt- und Artenschutzmaßnahmen berücksichtigt

Vor dem Bau der Nordbahntrasse wurde die Trasse der ehemaligen Eisenbahn intensiv untersucht. Bekannt war bereits, dass der Tunnel Schee mit seinen zwei Röhren ein wichtiges Winterquartier für Fledermäuse ist. Aber nicht nur Fledermausvorkommen in den anderen Tunneln wurden daraufhin untersucht, sondern auch das Vorkommen von Amphibien, Reptilien und Vögeln. Die Untersuchungen wurden durch Fachgutachter, teilweise auch durch ehrenamtliche Naturschützer durchgeführt. In der landschaftspflegerischen Beurteilung von Kuhlmann und Stucht sowie im Maßnahmen- und Ablaufkonzept aus dem Jahr 2010 sind die Maßnahmen zusammengestellt worden, die beim Ausbau des Fuß- und Radweges zu berücksichtigen waren. Während der Bauabwicklung hat sich jedoch gezeigt, dass nicht alles wie ursprünglich geplant, umgesetzt werden konnte. Durch eine intensive ökologische Begleitung in engem Austausch mit der Unteren und Höheren Landschaftsbehörde wurden bei Bedarf zeitnah Lösungen abgestimmt. Im Folgenden wird näher dargestellt, welche Maßnahmen umgesetzt wurden, um eine Verträglichkeit der Nutzung des Radweges mit Natur- und Artenschutzbelangen herzustellen.

Natur- und Landschaftsschutzgebiete

Rund 12 Kilometer der insgesamt 23 Kilometer führen entlang oder sogar auch durch Landschafts- und Naturschutzgebiete. Im Westen lohnen daher Abstecher auf die Flächen der rekultivierten Deponien Lüntenbeck (Landschaftsschutzgebiet) und Eskesberg (Naturschutzgebiet) mit interessanter Vegetation. Im Nord-Osten führt die Trasse durch die Schutzgebiete Im Hölken mit alten Laubholzbeständen und einem Dolinengebiet sowie durch die Gebiete Junkersbeck/Hasenkamp mit wertvollen Gewässern, Feuchtbereichen und alten Waldbeständen.

Gehölzrodungen

Im ersten Schritt wurden die Gehölze im Bereich der eigentlichen Trasse, der Bauwerke sowie der geplanten Zugänge in den Wintern ab 2007 gerodet. In den Bereichen, in denen die Trasse ausgebaut wurde, musste auch die Verkehrssicherheit hergestellt werden. Baumgutachter haben die Bereiche geprüft und die Gefahrenbäume wurden anschließend gefällt. Da die Bahn einige Jahrzehnte keine Unterhaltungspflege mehr vorgenommen hatte, waren so umfangreiche Gehölzrodungen für den Ausbau und die Verkehrssicherheit unvermeidbar. Ein Kahlschlag, wie teilweise auch in den Medien dargestellt, hat jedoch in keinem Abschnitt der Trasse stattgefunden. Nach dem Entfernen der Gefahrenbäume haben sich inzwischen die jüngeren Gehölze gut entwickeln können. Im grünen Band entlang der Trasse ist auch Altbaumbestand erhalten geblieben.

Trasse im Bereich des Naturschutzgebietes Junkersbeck mit trassenbegleitenden Gewässern und Altholzbeständen, Mai 2016 ULB

Biotopverbund

Bahntrassen, insbesondere stillgelegte Bahntrassen, haben eine wichtige Biotopvernetzungsfunktion. Aus diesem Grund wurden bei den breiteren Brücken Schotterstreifen erhalten, um Wanderkorridore für Kleintiere zu erhalten.

Biotopverbund auf der Brücke Kohlenstraße

Maßnahmen für Amphibien und Reptilien

An drei Stellen wurden kleine Tümpel als neue Laichgewässer für Amphibien angelegt. Auch andere Arten, wie Libellen, finden hier einen neuen Lebensraum.

Neu angelegtes Kleingewässer, Juni 2015, ULB

Ein größeres Vorkommen an Feuersalamandern galt es während der Baumaßnahmen im Bereich vor dem Tunnel Schee zu schützen. Die Larven leben in den kleinen Gewässern beidseits der Trasse. Nach dem Ausbau der Weströhre ist diese als Winterquartier für die erwachsenen Tiere nicht mehr geeignet. Als Ersatz wurden geeignete Zugänge zur Oströhre geschaffen.

Tunnel Schee, Oströhre Südseite, gesichertes Quartier für Fledermäuse mit Öffnungen für Kleintiere und Fledermäuse, Mai 2015, ULB

Im Bereich Im Hölken gibt es ein Waldeidechsenvorkommen. Hier wurde auf einer Brücke ein Biotopverbundstreifen erhalten; an der Trasse wurde ein zusätzlicher Schotterbereich angelegt.

Schluchtwald Bramdelle

Im Einschnitt Bramdelle, zwischen Vor der Beule und der Nächstebrecker Straße ragen die Felsen über 20 m hoch. Hier stockte ein schluchtwaldähnlicher Gehölzbestand, der zunächst erhalten blei-ben sollte. Zur Sicherung der Felsen sowie für die Sanierung des Mauerwerkes musste der Gehölzbestand allerdings nahezu vollständig gerodet werden. Inzwischen treiben die Gehölze aber wieder aus und der grüne Charakter stellt sich wieder ein.
Als floristische Besonderheit wächst in dem Einschnitt ein in Wuppertal seltener Farn, die Hirschzunge. Sie liebt feuchte, schattige Standortverhältnisse. Durch die Gehölzrodungen hat der Bestand gelitten, aber inzwischen erholt er sich wieder.

Bramdelle, die Hirschzunge mit ihren langen Blättern ist in der Bildmitte gut zu erkennen, Mai 2106, ULB
Gerüst Bramdelle

Fledermäuse

Untersuchungen zum Vorkommen von Fledermäusen zeigten die besondere Bedeutung der Tunnel Schee und Dorp als Winterquartiere. Aber auch in den Tunneln Rott, Dorrenberg, Engelnberg und Fatloh wurden Tiere nachgewiesen. Insgesamt wurden bisher 5 Arten (Wasser-, Zwerg-, Bartfledermäuse, Braune Langohren und große Mausohren) überwinternd nachgewiesen. Insbesondere Wasserfledermäuse finden in den Tunneln gute Überwinterungsverhältnisse mit kühlen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Aber auch Große Mausohren und Zwergfledermäuse überwintern regelmäßig in den Tunneln Schee und Dorp. Braune Langohren, Breitflügelmaus, Großer Abendsegler, Fransenfledermaus und Große/Kleine Bartfledermäuse wurden zusätzlich akustisch während der Schwärmzeit im August/September nachgewiesen.

Fledermaus in der Weströhre Tunnel Schee, 10.06.2016, ULB

Zum Erhalt der Quartiere wurden in den Tunneln vielfältige Maßnahmen umgesetzt um die Lebensraumbedingungen der Fledermäuse zu erhalten.
Schutz der seitlichen Nischen
Von besonderer Bedeutung sind insbesondere die seitlichen Nischen, deren Rückwände bahnseits nicht ausgebaut waren. Die Fledermäuse nutzten dieses teils spaltenreiches Gestein gern als Hangplätze. Sie bieten aber auch einen interessanten Einblick in die Geologie der angeschnittenen Gesteinsschichten.

Aus diesen beiden Gründen wurde hier – wie bautechnisch sonst üblich – kein Spritzbeton verwendet. Während der Bauphase wurden Schutzvorhänge angebracht. Um die Hangplätze vor Licht zu schützen, wurden zudem an den relevanten Nischen Bleche angebracht.

Tunnel Dorp, sanierte Nische, an der Rückwand ist der Gesteinsaufschluss gut zu erkennen, Foto ULB

Wasserbecken im Tunnel Schee

Diese Becken haben zwei Funktionen. Die Bahn hatte sie als Absetz- und Reinigungsbecken gebaut. In den Bereichen der Becken kommt viel Wasser mit hohen Sedimentanteilen aus dem Berg. Die Sedimente sollen sich in den Becken absetzen und so der Schlammeintrag in den Entwässerungskanal vermindert werden. Die Becken und die Tunnelentwässerung wurden komplett erneuert und werden regelmäßig gereinigt. In den anderen Tunneln fällt weniger Wasser aus dem Hang an. Hier wird das Wasser über die Schotterflächen aus dem Tunnel herausgeführt ohne Entwässerungskanäle. Die hohe Luftfeuchtigkeit in den Tunneln ist für die überwinternden Wasserfledermäuse ideal.
Wenn die Entwässerungsanlage mit den großen Saug- und Spülwasserwagen der Wuppertaler Stadtwerke gereinigt wird, müssen aus Sicherheitsgründen während dieser Zeiten der Tunnel und die Zufahrten gesperrt werden.

Tunnelhöhle Dorp

Bereits vor dem Ausbau des Tunnels Dorp wurde in dem Tunnel ein Höhlensystem entdeckt, das 2008 als Naturdenkmal geschützt wurde. Die größeren Zugänge wurden fledermausgerecht verschlossen und mit Klappen als Zugangsmöglichkeit für Höhlenforscher versehen.
Auch diese Tunnelhöhlen sind ideale Winterquartiere für Fledermäuse. Im Winter 2014/2015 waren dort Messgeräte und Videoanlagen installiert, um den Bestand zu erfassen und das Ausflugverhalten beim Verlassen des Quartiers ab Ende Februar bis Mitte April zu untersuchen.

Tunnel Dorp, Öffnungen für Fledermläuse zur Tunnelhöhle mit Stromzuführung während der Fledermausuntersuchungen im Frühjahr 2015, ULB

Beleuchtung

Die Tunnel werden ebenso wie die Trasse zwischen dem Homanndamm und der Windhukstraße mit LED-Lampen beleuchtet. Diese Beleuchtungsart hat den Vorteil, dass sie energiesparend betrieben wird und eine gezielte Steuerung von einzelnen Abschnitten erfolgen kann. So ist die Beleuchtung in den Tunneln in den Nachtstunden gedimmt und kann auch ganz ausgeschaltet werden.
Der Bereich zwischen dem Zugang Windhukstraße und dem Tunnel Schee wird nicht beleuchtet, da hier die Trasse überwiegend durch Schutzgebiete verläuft und eine geringere nächtliche Nutzung der Trasse stattfindet.
Beleuchtungskonzept für die Tunnel Schee und Dorp
Die Untersuchungen in der Tunnelhöhle Dorp bestätigten andere Untersuchungen, die unter anderem auch im Wuppertaler Tunnel Tesche durchgeführt wurden, dass die (Wasser-)Fledermäuse insbesondere in der Phase des Ausflugs aus den Winterquartieren äußerst sensibel auf Beleuchtung reagieren und diese verzögert bzw. nicht verlassen. Daher werden diese Tunnel während der sensiblen Zeit zwischen Anfang Februar und Mitte April nachts nicht bzw. eingeschränkt beleuchtet.

Nutzungseinschränkungen für den Tunnel Schee

Zum Schutz der Fledermäuse wird der Tunnel während der vandalismusträchtigen Zeiten um Hallo-ween (30.10. -02.11.) sowie Sylvester (28.12. und 02.01.) gesperrt.
Im Zeitraum vom 15.02. bis 15.04. ist der Tunnel nachts zwischen 23.00 Uhr und 6.00 Uhr nicht be-leuchtet und das Betreten ist verboten.
Ersatzquartiere für Fledermäuse
Zum Schutz der Fledermäuse wurden vor dem Beginn der Ausbaumaßnahmen in den Tunneln Ersatzquartiere für Fledermäuse geschaffen bzw. optimiert. Insbesondere in der Oströhre des Tunnels Schee und im Tunnel Tesche im Westen des Stadtgebietes wurden entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Darüber hinaus wurden mehrere kleinere Stollen abseits der Trasse im Bereich des Schwarzen Weges, der Junkersbeck und der Thielestraße für Fledermäuse geöffnet bzw. optimiert.

Im Winter 2014/15 wurde nachgewiesen, dass die Tunnel Dorp und Schee (auch die Weströhre) weiterhin von Fledermäusen als Winterquartiere genutzt werden und somit die Quartiersfunktion trotz der Nutzung als Verkehrsweg erhalten geblieben ist. Nähere Informationen finden sich im Gutachten.

Im Winter 2016/17 wurde eine abschließende Fledermausuntersuchung im Tunnel Schee durchgeführt.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

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