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WuppertalUmweltschutz

Schießanlage Mollenkotten

Auf der Wurfscheiben-Schießanlage Mollenkotten in Wuppertal-Nächstebreck wurde im Zeitraum von Januar 2013 bis Juli 2014 im Auftrag des Ressorts Umweltschutz die Sanierung der Bodenbelastungen durchgeführt.

Auf der Wurfscheiben-Schießanlage Mollenkotten in Wuppertal-Nächstebreck wurde im Zeitraum von Januar 2013 bis Juli 2014 im Auftrag des Ressorts Umweltschutz die Sanierung der Bodenbelastungen durchgeführt. Aufgrund hoher mobiler Bleigehalte im Boden und einer nachgewiesenen Beeinträchtigung des Oberflächengewässers war eine Sicherung vor weiterem Schadstoffaustrag erforderlich.

 

  • Geschichte der Wurfscheiben-Schießanlage
  • Untersuchung der Wurfscheiben-Schießanlage Mollenkotten
  • Arbeitsschritte
  • Bau des Sicherungsbauwerkes
  • Arbeits- und Anwohnerschutz
  • Zukünftige Flächennutzung
  • Finanzierung
  • Letzte Aktualisierung

 

Geschichte der Wurfscheiben-Schießanlage

 

Um 1925 erfolgte auf dem Gelände der heutigen Wurfscheiben-Schießanlage die Eröffnung eines Kugel-, Tontauben- und Hasenschießstandes. Nach mündlichen Angaben wurde das Tontaubenschießen ab den 50er-Jahren intensiviert. In 2004 ist der Schießbetrieb eingestellt worden. Im Zeitraum von 1980 bis 2004 wurden ca. 276.000 Wurfscheiben und ca. 414.000 Patronen abgeschossen. Bei einem mittleren Schrotgewicht von 28 g/Patrone beträgt die rechnerische Bleideposition für diesen Zeitraum 11,6 t. Für den Zeitraum von 1925 bis 1980 lagen keine Informationen über die Anzahl der Wurfscheiben vor. Aus Bodenuntersuchungen ergab sich eine Gesamtdeposition von ca. 45 Tonnen Blei auf einer Fläche von ca. 3,3 Hektar. 

Abb. 1 Geologischer Profilschnitt

Untersuchung der Wurfscheiben-Schießanlage Mollenkotten

In 2002 erfolgte eine Bestandsaufnahme der Schießanlagen in NRW durch die Bezirksregierung Düsseldorf. Aufgrund der Gewässernähe wurde die Wurfscheiben-Schießanlage Mollenkotten in eine vordringliche Bearbeitungsstufe eingeordnet. Eine durch die Stadt Wuppertal veranlasste Gefährdungsabschätzung bestätigte 2004 den Gefahrenverdacht. Ergänzende Untersuchungen in 2005 sowie ein einjähriges Gewässer-Monitoring durch das Landesumweltamt NRW in 2006 lieferten weitere Nachweise für die von der Schießanlage ausgehende Gewässerbeeinträchtigung. Die Untersuchungsergebnisse zusammengefasst:

 

  • Auf der Schießanlage Mollenkotten sind der Quellbereich und das Quelleinzugsgebiet des Feldersiefen sehr stark mit Bleischrot belastet. In den zentralen Depositionsbereichen erreichen die Bleigehalte in Bodenproben bis 50.000 mg/kg. Weiterhin ist das Bachsediment deutlich mit Blei belastet. Im fließenden Gewässer werden bis zu ca. 100 µg/l Blei nachgewiesen. Der saure pH-Wert des Waldbodens (im Mittel pH 3) begünstigt die Bleilösung.

 

  • Auf der Grundlage einer Sickerwasserprognose wurde eine derzeitige Schadstofffracht von ca. 1,6 kg/a ermittelt. Es muss mit einem zunehmenden Schadstoffaustrag durch korrosionsbedingte Oberflächenvergrößerung des Bleischrots gerechnet werden. Vom Landesumweltamt durchgeführte Modellrechnungen mit dem Berechnungsinstrument ALTEX 1-D zeigen an, dass die Hauptfreisetzung durch die allmähliche Korrosion des Bleischrots im Allgemeinen erst nach langen Zeiträumen (250 bis 500 Jahre) erreicht wird.

 

  • Im Untersuchungsbereich existiert ein zum Gewässer gerichteter oberflächennaher Sickerwasserabfluss (Interflow). Dieser durchströmt bevorzugt den stark belasteten humosen Oberboden (die sanierungsbedürftige Schadstoffbelastung reicht bis max. 0,40 m u. GOF) und gibt die Schadstofffracht an das nahe Gewässer (Feldersiefen) ab. Der Unterboden ist tonig-schluffig ausgebildet und wirkt wasserstauend.
Abb. 2 Spatenschurf

Die Sanierungsuntersuchung ist in 2011 fertiggestellt worden. Als Sanierungsmaßnahme für den Schutz des Oberflächengewässers wurde ein oberflächennahes Abschieben der Bodenbelastung und der vor Ort-Einbau in ein Sicherungsbauwerk festgelegt, um einen weiteren Schadstoffaustrag der vergleichsweise mobilen Bleiverbindungen zu verhindern.

Arbeitsschritte

Am 06. Januar 2013 wurde mit den Vorarbeiten für die Sanierung der Wurfscheiben-Schießanlage an der Straße Mollenkotten in Wuppertal-Nächstebreck begonnen. In einem ersten Schritt ist eine Baustraße angelegt und ein ca. 1,2 Hektar großes Waldstück gefällt worden. Im August 2013 wurde dann mit den Arbeiten für den Bau des Sicherungsbauwerkes begonnen. Die nach dem Fällen im Boden verbliebenen Wurzelstöcke wurden zunächst mit einer 800 PS starken Forstmaschine (Raptor 800) bis in eine Tiefe von max. 40 cm unter Geländeoberfläche abgefräst.

Abb. 3 Fräsen der Wurzelstubben

Anschließend wurde damit begonnen den belasteten Boden auf einer Gesamtfläche von ca. 3,3 Hektar abzuschieben. Mit einem Einsatz von Raupen erfolgte zunächst eine Grobprofilierung der Sanierungsfläche. Mit Baggern wurde das Planum abschließend glatt abgezogen. Die Aushubtiefe betrug 25 cm und im Belastungszentrum 40 cm. Für den Nachweis einer ausreichenden Aushubtiefe wurde die Aushubsohle nach einer vermessungstechnischen Aufnahme systematisch beprobt und analysiert. Im Ergebnis konnte bei Bleigehalten von ca. 200 bis 400 mg/kg nachgewiesen werden, dass der Sanierungszielwert (Blei: 1.000 mg/kg) auf der fertiggestellten Sanierungsfläche durchgehend eingehalten wird.

Abb. 4 Abziehen der mit Bleischrott belasteten Böden im Sanierungsbereich

Bau des Sicherungsbauwerkes

Auf der Grundlage eines für verbindlich erklärten Sanierungsplanes gem. §13 BBodSchG erfolgte der Wiedereinbau des belasteten Bodens vor Ort in einem bodenschutzrechtlichen Sicherungs-Bauwerk. Hierzu wurde zunächst eine Ausgleichs- und Polsterschicht hergestellt. Auf dieser Schicht wurden qualitätsgesicherte Kunststoff-Dichtungsbahnen (BAM-Standard, d = 2,5 cm) wasserdicht miteinander verschweißt, das belastete Material eingebracht und anschließend mit Kunststoff-Dichtungsbahnen eingeschweißt. Auf der so hergestellten Oberfläche wurden dann Drainagematten und in einem letzten Arbeitsschritt der Rekultivierungsboden aufgebracht.

Abb. 5: Schematischer Aufbau des Sicherungsbauwerkes

Alle Abdichtungsarbeiten erfolgten nach einem "QS-Plan Geokunstoffe" und unter der Überwachung durch einen BAM-zugelassenen Fachgutachter. Durch Luftdruck-Prüfung der Schweißnaht-Kanäle und mit zusätzlichen Materialproben entsprechend der BAM-Vorgaben wurde ein hohes Qualitätsniveau bei der Abdichtung sichergestellt. Die Lebensdauer der Abdichtung wird in der Fachliteratur bei fachgerechtem Einbau mit 300 bis 500 Jahren angegeben.

Abb. 6: Sicherungsbauwerk im Aufbau

 

1 - Tragschicht Kalkschotter 0/45

2 - Geotextil Ha Te, Typ B 1200

3 - Basis-KDB AGRU MST+/MSB

4 - Geotextil Ha Te, Typ B 1200

5 - Blei-belasteter Boden

6 - Kunststoffdrainelement Enkadrain (als Entgasungsschicht)

7 - Oberflächen-KDB Carbofol MF/MF

8 - Kunststoffdrainelement Enkadrain

9 - Rekultivierungsboden 0/63

 

Arbeits- und Anwohnerschutz

 

In den stark mit Blei belasteten Bereichen erfolgten die Erdarbeiten nach einem Arbeits- und Sicherheitsplan unter Berücksichtigung der berufsgenossenschaftlichen Regeln "Arbeiten in kontaminierten Bereichen" (BGR 128). Im Rahmen des Schutzkonzeptes erfolgte die Einteilung der Baustelle in Schwarz-Weiß-Bereiche nach Arbeitsstättenverordnung, sowie die Beaufsichtigung durch einen Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator(SiGeKo).

 

Die Arbeiten wurden so ausgeführt, dass keine Schadstoffe in die Umgebung gelangen konnten. Für benachbarte Grundstücksnutzer und die Bevölkerung bestand deshalb während der Arbeiten keine Gefährdung.

 

Zukünftige Flächennutzung

 

Im April 2015 wurde die Fläche auf 1,2 ha mit Eichen und Buchen aufgeforstet. Die Fläche wird zukünftig weiterhin als Grünfläche (Wald- und Wiesen) genutzt. Für eine Nutzung als Schießanlage steht die Fläche nicht mehr zur Verfügung.

Abb. 7: Luftbild der sanierten Fläche (08/2014)

Finanzierung

Die Kosten für diese Altlastensanierungsmaßnahme beliefen sich auf ca. 710.000 €. Die finanzielle Heranziehung der Nutzer und des Grundstückseigentümers der Schießanlage erfolgte auf der Grundlage von öffentlich-rechtlichen Verträgen im Rahmen der geprüften finanziellen Leistungsfähigkeit. Das Land NRW förderte die Sanierung mit 80 %. Entsprechend den Förderrichtlinien NRW leistete die Stadt Wuppertal einen Eigenanteil in Höhe von 20%.

Letzte Aktualisierung:
21.10.2015

Herr Hubert Leonard Nobis
Ressortleiter

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

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